„Die Schöße sind fruchtbar noch / Aus dem das kroch.“(Bertolt Brecht, 1955)
AKTUELL Waffenstillstand jetzt
AKTUELL Der Tabubruch von Kassel
Hat Deutschland ein Antisemitismus - Problem? Eine kritische Betrachtung der „documenta fifteen“ in Kassel. Von P.Salomon
EigentlichhattendiePolitiker,diezurEröffnung,am18.Juni2022,der"documentafifteen"in Kasselzahlreicherschienenwaren,mitdemThema"Antisemitismus"abgeschlossen,da vorherschoneinjahrelangerStreitinnerhalbder„documentafifteen“stattgefundenhatte.Bei blauemHimmelundSonnenscheinwurdedieweltweitbedeutendsteReihevon Ausstellungen fürzeitgenössischeKunstnunendlicheröffnet,undeswollteoderkonntezudiesem Zeitpunkt keiner die weitere Entwicklung voraussehen.DerKasselerOberbürgermeister,ChristianGeselle,auch AufsichtsratsvorsitzenderderdocumentaGmbH,wiesinseiner Eröffnungsrede,alleAntisemitismus-Vorwürfe,dievorhererhobenwurden, „striktzurück“.DasKasseler„Bündnis gegen Antisemitismus“hattedem Künstlerkollektiv„ruangrupa“unddemKuratoriumvorgeworfen,dassaufder kommenden„documentafifteen“auchOrganisationeneingebundenseien,die denkulturellenBoykottIsraels(BDS)unterstütztenundsomitauchantisemit-ischseien.Gesellebetonteaber,dassdas„Künstlerkollektiv„ruangrupa“sichdeutlichgegenAntisemitismus,Rassismus,Rechtsextremismus,gewalt-bereitenreligiösenFundamentalismus,sowiejedeArtvonDiskriminierungpositionierthatte."„Eine ÜberprüfungodergareinenEingriff“,soGeselle,„indiekünstlerischeFreiheitdürfeesdahernicht geben;wennüberhauptnurbeiÜberschreitungderbekanntenrotenLinien“.Auchmahnteder Oberbürgermeister,„genauhinzusehenundnichtvorschnellzuverurteilen“.EswürdenFragendisku-tiert, die überhaupt nicht zur Debatte stünden, sondern „medial aufoktroyiert worden seien“.
Noch scheint die Sonne über Kassel.
OB Christian Geselle
UndsoschiendieSonneimmernochstrahlendüberdieanwesendenGäste.Allewarenzufrieden underwartetennundieRededesBundespräsidenten,derauchgleichansPulteilteundmitseiner steinmeierisch - ernsten Miene loslegte:„Ichwilloffensein:IchwarmirindenvergangenenWochennichtsicher,obichheutehierbei Ihnen sein würde.“Das hatte gesessen. Und schon schiebt sich eine Wolke vor die Sonne. Raunen im Publikum. EswardieFluchtnachvorne.AlsaltgedienterDiplomatweißer, wiemangeschicktmitsolchenArgumenteninschwierigen Situationenlavierenmuss.UnddanneinPatzer,dernichtinsein Imagepasst:ErlandetausgerechnetbeimfrüherenDocumenta- StarJosephBeuys,derjasagenwürde,„AllesseiKunst“.Und auchwennSteinmeierklarmacht,dassdieKunstfreiheitseiner MeinungnachsehrwohlGrenzenhat.AlleindiebloßeNennung dieses Künstlers, in diesem Zusammenhang, lässt aber aufmerken.Warumdassoist?BeuysistlängstkeinSynonymmehrfür einenbesondersfreiheitsliebenden,weltoffenenundintegrenKünstler.Vielmehrstehterfür einerechteSchlagseitederKunst.Schließlich war er ein Mann, der sich mit etlichen Altnazis umgab,siealsseineEntourageauchmitzurDocumentabrachte.Demehemaligen NazifunktionärWernerGeorgHaverbeck–seineWitweistdieverurteilteHolocaust-Leugnerin UrsulaHaverbeck–verschaffteersogareineneigenenRedeauftrittaufderDocumenta1977, derMannsprachdaausgerechnetnichtvon„Zeitenwende“(OlafScholz2022)sondernvon der "Neuorientierung der Entwicklung unserer Zivilisation".DazeigtesichdieinhaltlicheGedankenlosigkeitSteinmeiers,diedannwiederindennormalen"Ja-aber-Ja-Trott" vom Bekenntnis zu Israel und so weiter, und so weiter, verfiel.DieneueKulturstaatsministerinClaudiaRoth,diekeine"Kulturpolizistin"undauchkeine Kulturstaatsministerinwerdenwollte,verfieldannauch,wieihreVorredneri:nnen,indasoffizielle Format, Antisemitismus zu verurteilen, aber nichts Konkretes dazu zu sagen.AngelaDorn,Grüne,HessischeKultur-undKunstministerin,bliesinsgleicheHornundforderte indirektdamiteinEnde(?)derAntisemitismus-Debatte:„WirsolltendieöffentlicheDebatteüber Kunstwiederaufnehmen,wennwirübertatsächlicheKunstwerkesprechenkönnen“.Sollheißen:Wir könnendiskutieren,abernichtmitJedem. AuchwirvomBlogbrechtlebthabenmitdieserPolitikerin schon unsere Erfahrungen gemacht: Sie plappert viel und sagt nichts.
AmSonntagabend,nachdem„Tatort“,eineSondersendungzuvorgerückterStunde:Die Kultursendung"TTT"(Titel-Thesen-"Temperamente)imErsten,diediemeistenKasselersowieso nichtmehrmitbekamen,weilsiemontagsfrühhochmüssen,bereitetedasganzeThemaschönaufund lies sogar auch kritische Stimmem zu Wort kommen. UndsogehtesaufMitternachtzu:„TTT“plätschertsoweitervorsichhin,zeigthierunddadiegru-seligenSchmierereiendes„KünstlerkollektivsTaringPadi“.NurwenigenZuschauernfälltdabei amSonntagabendauf,dassauchantisemitscheKarikaturenüberihreMattscheibeflimmern,und dasssogarisraelischeKünstlernichteingeladenwaren.Einemkritischenundaufmerksamem ZuschauermussdannderGeduldsfadengerissensein:Ersendetediezweientsetzlichen AusschnitteausdemTaringPadi-Grusel-Großwerkeinfachumgehendandieeinegroße Tageszeitung, per mail.Und„BILD-online“titelteauchgleichimNetz,unddasmitFotobeweis:"Schonwiederstattnie wieder!Undweiter:"AufdergrößtenKunstausstellungdesLandeshängenBilder,alshätte Goebbels sie in Auftrag gegeben. Im Jahr 2022."Rumms–dashattegesessen!Undbrachtesoden„documentafifteen“-SkandalinsRollen. Huuhuu, dabei war doch alles so schön gelaufen, an diesem Bilderbuch - PR Wochenende in Kassel!Schade,schade-daswäredocheineschöneEröffnungder"documentafifteen"gewesen–mitallem DrumundDran!Nagut,esgabStreitgesprächewieeineAntisemitismusdebatteseindarfundwas Kunstdarfodernichtdarf.DasskeineisraelischenKünstlereingeladenwurden,hatjakeinerge-wusst, oder?AbernunauchnochantisemitischeSchmierereienaufder„documentafifteen“,dievorher keiner gesehen haben will, nein, das geht gar nicht!
Katerstimmung in Kassel.
Kritische Stimme in TTT: Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrat der Juden
AntisemitischeKarikaturenaufdemWandbilddesKünstlerkollektivsTaringPadi.BILD-Zeitung:"AufdergrößtenKunstausstellungdesLandeshän-gen Bilder, als hätte Goebbels sie in Auftrag gegeben. Im Jahr 2022." Bild ganz rechts: Karikatur aus dem „Stürmer“ von 1938
Sobeganndie„TheDocumentaHorrorPictureShow“am20.Juni2022:Eswurdedementiert, kommentiert,lamentiert,gebrülltundgeschrien.Undüberallaufder„documentafifteen“tauchten plötzlichbetroffeneGesichterauf,alshätteeinerussischeRaketeaufderWilhelmshöhe eingeschlagen.PressekonferenzenwurdeninallerSchnelleanberaumtundwiederabgesagt.Unbeteiligte Künstler,dieAngstumihreausgestelltenKunstwerkehatten,solidarisiertensichschnellmitdem „angepissten“KollektivRuangrupaausIndonesien.Daswiederumschaltetegleichdas Diskussionsforumaufder„documenta fifteen“-Websiteabundverkündetedernochnichtabgereis-tenPressefeierlich,dasssiekeineInterviewsgäbenundstattdesseneinStatementdazuinsNetz gestellthätten.Undüberhaupt,auchwennsiesich>mündlich<äußerten,undsichanihrenPapieren festhielten,schlechtablasen,alshättensiedorteinen Anker,derschützte–vorwas,vorwem?Frau Dorn? Frau Roth?Hier ein Auszug:"Wir haben alle darin versagt, in dem Werk die antisemitischen Figuren zu entdecken", schreibt das Künstlerkollektiv Ruangrupa in einem englischsprachigen Statement auf der Website der documenta fifteen."Es ist unser Fehler. Wir entschuldigen uns für die Enttäuschung, die Schande, Frustration, Verrat und Schock, die wir bei den Betrachtern verursacht haben." Die aus Indonesien stammenden Kuratoren der Weltkunstschau sagen in ihrem seit Tagen erwarteten Statement, sie würden "jetzt vollkommen verstehen", dass die Bilder nahtlos an die schlimmste Zeit der deut-schen Geschichte anschlössen, in der Juden in einem bis dahin unvorstellbaren Ausmaß verfolgt und ermordet wurden. Was sie aber nicht wussten und auch Frau Roth und Frau Dorn und die Presse dazu nicht mehr zu kennen schei-nen: Martin Luther war es, der die Juden-Sau in Wort und Bild verbreitete – sie hängt in Wittenberg an der Stadtkirche als dauerndes Mahnmal –, und es war auf der DADA-Ausstellung von 1919 Rudolf Schlichter, der dem so in der Öffentlichkeit hoch geehrten deutschen Frontsoldaten erstmals in der Kunst die Schweine-Maske verpasste, und dies nicht um die einfachen Soldaten zu verhöh-nen, sondern ihre Befehlshaber und Kriegsverbrecher hinter ihrem Rücken als ihre Schlächter anzu-prangern. Noch heute heißt in einer Republik, die die Würde des Menschen als Grundsatt verbürgen sollte, der Damm nach Sylt: „Hindenburgdamm“. Wer heute über Antisemitismus wirklich reden will, muss auch die deutsche Vergangenheit und die Verbindung von Menschenverachtung, Kriegstreiberei und Heimatduselei, die eng an Blubo gebunden ist, und die angebliche Verwurzelung des Menschen in seiner Abstammung einbeziehen. Der Mensch ist kein Baum, der Mensch hat keine Wurzeln, er ist das beweglichste Wesen auf dem Erdball und hat keinen Anspruch auf angestammten Boden = Eigentum, inzwischen auf das Weltall (Tesla) ausgedehnt.Die Kuratoren wiesen aber immer wieder darauf hin, dass die „Documenta fifteen“ geöffnet bleiben soll, und dass die Hoffnung besteht, den begonnenen Dialog fortzusetzen.Der Dialog wurde leider nicht fortgesetzt und bis heute nicht ernsthaft begonnen,und die isra-elischen Künstler wurden auch nicht eingeladen. Wenwunderts,dassdanichtderBDS-Boykott ("Boycott,DivestmentandSanctions")gegenIsraelaufdie Tagesordnungkommt,unddadurchnatür-licheinunausgesprochenerBoykottderDocumenta-MachergegenisraelischeKünstlerbe-steht. So verkommt die „documenta fifteen“ mehr und mehr zur „Kassel Horror Picture Show“.DieBDS-Kampagne("Boycott,DivestmentandSanctions")istimmerwiederGegenstandhitziger medialerundpolitischerDebatten.Die einen betrachten sie als ein harmloses politisches Instrument für eine gerechtere Welt, andere hingegen erkennen in ihr eine antisemitische Stoßrichtung. Das zei-gen auch die neuen Meldungen aus den USA, die das antisemitische Muster bestätigen:
BDS-GruppehateinNetzwerk-DiagrammjüdischerPersönlichkeitenundInstitutionen in Boston erstellt.SeiteinigerZeitschlägteinvonBDS-AktivisteninBostonerstelltes«MappingProject»Wellen, dasweiterhinimInternetzusehenist(Link).DaraufpräsentiertdieGruppeimRahmeneiner umfassendenDarstellung«imperialistischerundkolonialistischerStrukturenin Massachusetts»aucheinNetzwerk-Diagrammzu«Zionismus,Polizeikontrollenund Imperium».Diessoll«institutionelleUnterstützungfürdieKolonisierungvonPalästina»inder Regionanschaulichmachen.PunktediesesNetzwerkessind«führendeZionisten».Unddazu werdenjüdischeOrganisationen,Stiftungen,Schulen,SynagogenundPolitiker,aberauch Pharma-undandereUnternehmengezählt.ZahlreicheVerbändewiedielokale«Anti-DefamationLeague»,die«CombinedJewishPhilanthropies»,das«JCRCofGreater Boston»,das«SynagogueCouncilofMassachusetts»,das«JewishArtsCollaborative» oderdie«JewishTeenFoundationofGreaterBoston»werdenmitAdressengenannt– unddamitpotenziellAngriffenausgesetzt.DieMapping-GruppeverfolgtdaserklärteZiel, diese«Institutionenabzubauen».DasProjekthatumgehendheftigeKritikausderjüdischen Gemeindeprovoziert.PolitikerquerdurchdasideologischeSpektrumbishinzuderalsIsrael-KritikerinbekanntenDemokratinAyannaPressley,habensichraschsolidarischmitden betroffenenPersönlichkeitenundOrganisationenerklärtunddie«Karte»verurteilt.Nunwird auchdasFBIaktiv.EinfürBostonzuständigerErmittlerderBundesbehördeerklärtejüdischen ExponentenamMontag,dasFBIbefassesichmitderMapping-Websiteunduntersuche Hintergründe des Projektes.
USA: FBI beobachtet „Mapping Project“
Neben vielen unpolitischen Beiträgen, haben die documenta - Macher eine Organisation als Utopie präsentiert, die eine der furchtbarsten Formen des Terrors mitgeprägt hat: Die Japanische Rote Armee, die eigentlich das „suicide bombing“ in den Nahen Osten gebracht hat. Diese selbst ernannte Selbstmordtruppe hatte am 30.Mai 1972 ein fürchterliches Massaker auf den Tel Aviver Flughafenangerichtet.In »Solidarität mit dem palästinensischen Volk« töteten sie damals 26 Menschen, darunter viele christliche Pilger aus Puerto Rico, und verletzten unzählige weitere.Der Anschlag war als Selbstmordattentat gedacht: Die drei Japaner wollten sich töten und dabei ihre Gesichter mithilfe einer Granate unkenntlich machen, um die Identifizierung zu erschweren. Doch zwei der drei Angreifer wurden von Sicherheitskräften erschossen. Der dritte, Kozo Okamoto, wurde festgenommen und zu lebenslanger Haft in Israel verurteilt. Dieser Terroranschlag war nicht nur ein besonders blutiger, sondern hatte auch andere, weitreichende Folgen, die schon vor zehn Jahren Michael Sontheimer in der Zeitschrift taz beschrieb: »Viele Palästinenser und Araber feierten die drei Japaner sofort als Helden. Sie hätten ein loderndes Zeichen gegen das Unrecht der israelischen Besetzung gesetzt, ihr Leben im Kampf für eine Sache gegeben, die gar nicht unmittelbar die ihre war. Der libysche Staatschef Mummar al-Gaddafi warf den Palästinensern vor: ›Man sieht sie alle Bücher schreiben und Zeitschriften mit ihren Theorien füllen, aber sie sind nicht imstande, auch nur eine tollkühne Aktion wie die der Japaner auszuführen.‹ (…)Es dauerte allerdings noch zwei Jahre, bis Kämpfer einer Abspaltung der PFLP in Israel ein Massaker anrichteten, bei dem sie sich schließlich zusammen mit ihren Geiseln in die Luft sprengten.«Fünfzig Jahre später sollen auf der documenta fifteen – die wegen des dort präsentierten Antisemitismus nun weltweit in die Schlagzeilen geraten ist – auch einige Filme des Kollektivs Subversive Film gezeigt werden. Das Kollektiv restaurierte extra für das Event in Kassel ein paar »Film-Fragmente«, die laut documenta-Programm »Auskunft über die weitestgehend übersehene und nicht dokumentierte antiimperialistische Solidarität zwischen Japan und Palästina geben soll«.Diese Fragmente stammen, wie es weiter heißt, von: „Masao Adachi, dem gefeierten Regisseur experimenteller Agit-Prop-Filme und ehemaligen Mitglied der Japanischen Roten Armee.“So sollen sich in Kassel »die Beziehungen zwischen Tokio, Palästina und der Welt in einem nomadi-schen Filmprogramm um verschiedene Fragmente des restaurierten Films herum« entfalten, verkün-den die Veranstalter freudig. Auch wenn sie aus dem Nahen Osten stammen mögen, sind die Macher des Subversiv-Film-Kollektivs, wie so viele andere auf der documenta, liest man ihre Biografien, weit fester im westlichen Kulturbetrieb verankert und zu Hause als irgendwo im »globalen Süden«. Ihr Ziel sei, schreiben sie auf den Seiten der documenta, »Konstellationen von Solidarität und die Utopie einer weltweiten Befreiungsbewegung zu reaktivieren«.Natürlich gingen auch diese Filme bei den documenta-Verantwortlichen durch und bekamen den »Nicht-Antisemitismus«-Stempel der beflissenen Kuratoren, Journalisten und Experten, die sich vorab das Programm angesehen hatten. Aber nicht einmal das reicht zum großen Skandal: dass hier nämlich nicht nur eine Organisation als Utopie verkauft wird, die Judenmord praktizierte, sondern eine, die darüber hinaus noch eine der furchtbarsten Formen des Terrors in der Region hoffähig ge-macht hat. Wie viel Leid und Elend haben seitdem „suicide bombings“ über die Welt gebracht? Kein Wort davon bei der documenta und auch nicht davon, dass – selbst im Jargon dieser ganzen Veranstaltung – die überwältigende Mehrheit aller Opfer aus dem »globalen Süden« stammen. Unerträglich dabei auch die Vorstellung, was wohl geschehen und wie viele Leben nicht sinnlos be-endet worden wären, hätten diese Japanerinnen und Japaner ihre politischen Kämpfe irgendwo an-ders und mit anderen Mitteln ausgeführt und das Selbstmordattentat nicht in den Nahen Osten exportiert worden wäre.Und so würde es sich in der Tat anbieten, im Kontext dieser documenta über den Anschlag von Lod im Jahr 1972, von mir aus auch über das Geflecht »Tokio, Palästina und die Welt« zu sprechen – al-lerdings nicht als Utopie, sondern als Dystopie und schreckliches Beispiel, was geschehen kann, wenn im »globalen Norden« sich irgendwelche irregeleiteten Menschen aufmachen, gegen die Unterdrückung im Süden aktiv zu werden.
Der Horror geht weiter: „suicide bombing“ aus Japan
Darf Kunst auch menschenverachtend sein?
TTT: Filmemacher Isaac Nabwana aus Uganda auf der "documenta fifteen": Ist das aktivistische Kunst oder reinste Menschenverachtung?
Natürlich darf Kunst nicht Alles. So hat zum Beispiel die „documenta fifteen“ den Politischen Aktivismusmehr in den Vordergrund gebracht. Aber darf Kunst -hinter dem Logo Politik- menschen-verachtende Szenen, wie die „spaßigen“ Filme von Regisseur Isaac Nabwana, zeigen?Wir meinen: Auf keinen Fall, und dass ist auch der Vorwurf, den wir den Verantwortlichen, angefan-gen mit dem Künstlerkollektiv „ruangrupa“und den verantwortlichen Kulturbeamt.innen wie Frau Roth (Kulturstaatsministerin), Frau Sabine Schormann (Generaldirektion) Angela Dorn (Kultur- und Kunstministerin in Hessen) und anderen direkt Beteiligten, machen.Sie haben z.T. viele Jahre Zeit gehabt zu recherchieren. Durch ihre Unwissenheit, Ignoranz und ihre schlampige Arbeit, haben sie der „documenta fifteen“ in Kassel schwersten Schaden zugefügt. Dieser Skandal, dieser Horror, ist leider noch nicht beendet: Er zeigt auch deutlich, dass Deutschland ein Antisemitismusproblem hat. Auch die rund 40 Antisemitismus - Beauftragtenin Deutschland werden dieses Problem so schnell nicht lösen können, im Gegenteil: Unsere Erfahrungen mit meh-reren Antisemitismus - Beauftragten zeigen, dass sie ihre Ämter nur verwalten aber zu einem offenen Dialog mit uns und der Gesellschaft nicht in der Lage sind.
Nachderscholz‘schen„Zeitenwende“scheinendieUhreninmanchenRedaktionenrückwärts zugehen.Wiekommtz.B.diestellvetretendeSprecherindesP.E.N.Berlin,EvaMenasse, SchriftstellerinausÖsterreich,imSPIEGEL27einPamphletzuverfassen,indemsieinder Antisemitismus-Debatteoffenhinundherrelativiert,dasseinemschonfastschwindeligwird. IneinemOffenenBrief(März2022)forderteSieauchdieAufrüstungderUkrainemitschwe-ren Waffen.ImRauschdesBildersturms-Wasistgefährlicher?AlteantisemitischeKarikaturenaus Indonesien? Oder Antisemiten, die mit Maschinenpistolen in Synagogen eindringen?DieseÜberschriftlässtschonSchlimmeserahnenundistschonseltendummundauchziem-lichinfam:DenndieFrage,wasgefährlicheristalsantisemitischeKarikaturenoder AntisemitenmitMaschinenpistolen,beantwortetsichnichtselbst,weildieantisemitischen KarikaturenebendasVorspielzurNazi-Maschinenpistolen-Gewaltsind.GeradeBrechthat mitdenantisemitischenKarikaturendenfruchtbarenSchoßgemeint,"ausdemdaskroch".AbgebrühtistdieösterreichischeSchriftstellerin,wennsiedanachgleichdenOpernregisseur BarryKoskymitdenWortenzitiert:»GlaubenSiemir,jederJudehatAngstvorbrüllen-denDeutschen«.WaswillsiedemuninformiertenLeserdamitwohlunterjubeln?Vielleicht dasalteKlische`deshinterlistigen,feigenJudenausdem"EwigenJuden"oderdie Angst vor der nächsten Verfolgung? LiebeFrauMenasse,soläuftdasnicht:NachdemwirJudendenHolocaustüberlebt haben,habenwirvorfastnichtsmehrAngst.AngstmachtnurdietumbeBrüller-und KeifereivondummenMenschenaller ArtundallerHerkunft.Unddiese Tumbheithabeich nunvonihnennichterwartet. Aber-"whatthefuck"hatsiedazugebracht, Textewie"DasBild warsogroßunddieMännchensoklein,dassesTagedauerte,bismansieentdeckte?“ Siemüsstendochauchwissen,daskleineBildergroßeWirkunghabenkönnenoder Kriegeimmergroßenden?OderwassollunsdiePassage"Undschwerunbehaglichist mirangesichtsdesdiskursivenReinigungsfurorseinespublizistischenBataillonsaus Anti-Antisemiten,dieoffenbarglauben,dasssiediesesLandbald,vielleichtschon übermorgen,antisemitenfreikriegen."sagen?MeineGüte,ausihrerSprachesprichtder blankeHohn.UndihreArgumentation"AufStalinsKontogehenwahrscheinlichnoch mehrTote"erinnertmichandie70erJahreNPD-Rhetorik,derunverbesserlichenweißen, altenNazis.Übrigens,michinteressierenauchnichtihre1000deutschenIntellektuellenbeim BDS,dennauchdeutscheIntellektuellekönnentotaldoofseinodersichauchirren.Siesind nichtunbedingtderBeweisfürdieIsrael-undJudenfreundlichkeiteinerVereinigungfürdie BefreiungPalästinas.AmSchlussihresArtikelsversteigensiesichinMutmaßungen,aufdie ichnichteingehenwill,weilsieeinfachnichtstimmenundnurihrerverkorkstenWeltsichtden richtigen Schwung geben sollen. P. SalomonBücher von Eva Menasse: Buchveröffentlichungen: "Die letzte Märchenprinzessin (1997, "Der Holocaust vor Gericht" (20) , "Lieber aufgeregt als abgeklärt" (2015)
Übersetzung:BDSBostonistweiterhinderMeinung,dassdasMappingProjecteinewich-tigeInformationsquelleundeinnützlichesOrganisationsinstrumentist.DasMappingProjekt isteineigenesKollektiv,dasunabhängigvonBDSBostonarbeitetundunterder Emailadresse auf der Webseite kontaktiert werden kann.DieLeutesolltenweiterhinBDSBostonkontaktieren,wennsieüberdieOrganisationim GroßraumBostonfürdiepalästinensischeBefreiunginformiertwerdenwollen,wennsieun-sereKampagne#DropPumaunterstützenwollen,oderwennsiedaraninteressiertsind, Mitglied zu werden!
SollenwirdasRiesenposternunzu-hängenodernichtzuhängen?Nach demderschnellzusammengestellte Krisenstab(Roth,Schormannund Dorn)sichendlichnuraufVerhängen derantisemitischenFigurengeeinigt haben,erhebendieBühnenarbeiter undKünstlerEinwände,dassdasso nichtmöglichist,dasonstdas„Bild“ beschädigt werden könnte. AlsoalleswiederzurückaufAnfangund neueBesprechung.Ja,sosindsiehalt- dieKulturbeamten,etwasmehrPraxis wäreganzgut.ClaudiaRoth,dämmert es–siemussdieganzenStrukturenim Kulturbereichändern.StattnurBeamte solleninZukunftauchKünstlerander PlanungbeisolchenEventsbeteiligtsein. Eigentlichfühltsiesichgegen Rücktrittsforderungenimmun,weilsie noch nicht lange in der Regierung ist. Also-neueEntscheidung:DasgroßeBildzurHälftezuhängen,oder?EinenganzenTagistdasBild zurHälfteschwarzverhängtundalle,die davorstehen,sagen„Dassiehtaber Scheißeaus“.DerKrisenstabistmitden NervenamEnde,dieMedienüberschla-gensichmitRücktrittsforderungenund überNachtbauendieBühnenarbeiter endlichdasganzeBildab.Übrigbleibt einSkelett,mitteninderLandschaft.Der AlbtraumeinesjedenKulturpolitikersist nun Realität.UndkaumliegtdasBildwiederinir-gendeinemSchuppen,mehrensichdieStimmen,dasseswiederaufgehängtwerdensollte.Jetztbe-ginnteinetypischdeutscheDebatteüberdasErtragenvonantisemitischenSymbolen.Abgesehen vondenjüdischenMitbürgern,diemanerstgarnichtdazubefragthat,dientderKulturjournailledie „Judensau“alsgutesVorbild.DenAnblickeinessolchenschlechtenBildes,könnteeineDemokratie doch wohl ertragen? Nein,dasfurchtbareWerkwurdenichtwiederaufgehängt,diePolitikersindnochnichtzurückgetre-ten und der Bundeskanzler war immer noch nicht da.EinebesondereBerühmtheitistdieKünstlerin,HitoSteyerl,die alserstedasHandtuchwirft.HitoSteyerlgehörtzudenberühm-testendeutschenKünstler:innenderWelt.Vielehatesgenau deshalbüberrascht,dasssieauchaufderaktuellenDocumenta vertretenist.DenneigentlichsolltedieseSchaueineohneStars sein.InverschiedenenInterviewsmachtsienunden VeranstalternschwerwiegendeVorwürfe:Sohättesiekein Vertrauenmehr"indieFähigkeitderOrganisation,Komplexität zuvermittelnundzuerklären.“SieschickteinzwischeneineentsprechendeMailansDocumenta-Team – und damit auch an die Generaldirektorin Sabine Schormann.AuchMeronMendel,LeiterderBildungsstätte Anne Frank,hat seinEngagementfürdiedocumentafifteeninKasselalsexterner Experteaufgekündigt.EsgibtaufderdocumentajedeMenge Gutes,aberbeiderAuseinandersetzungmitdemaktuellen Antisemitismus-SkandalvermisseichdenernsthaftenWillen,die VorgängeaufzuarbeitenundineinenehrlichenDialogzutreten, sagteerimGesprächmitdemSpiegel.Daherhabeerderdocu-menta-LeitungAnfangderWochemitgeteilt,dasseralsBerater nicht mehr zur Verfügung stehe.DieOrganisatorenderdocumentahattenalsKonsequenzaufdenSkandalangekündigt,alleweite-ren Werke mithilfe externer Experten, darunter auch Mendel, auf antisemitische Inhalte zu prüfen.Mendelhattegehofft,essolltedarumgehen,dieKunstwerkezubegutachtenundmitRuangrupain denDialogzutreten. AuchhierfandwiederkeinDialogstatt,weilu.A.einMitgliedderGruppe"nicht mitdemJudenMendelredenwollte."AuchwurdedieIdeezurGründungeineshochkarätigbesetz-tenBeiratsaus Antisemitismus-Expertenabgelehnt.Mendelvermutet,dasshieraufZeitgespieltwer-den sollte, bis die documenta fifteen vorüber sei. InzwischenhatsichauchderBundestagunddessenKulturausschussmitdemFallbefasst. GeschäftsführerinSchormann,derenRücktrittzunehmendgefordertwird,undderebenfallsinder KritikstehendeKasselerOberbürgermeisterChristianGeselle,ließensichkrankheits-undtermin-bedingtbeimKulturausschussentschuldigen.MitdenerstenRücktrittenistklar:DerSkandalistnoch lange nicht vorbei.
SabineSchormann,GeneraldirektorindocumentagGmbh,vorundnachdemSkandal:VölligüberfordertesundignorantesHandelnder Verantwortlichem im Kuratorium
Der Elefant im Raum heißt BDS
„suicide bombing“: Kozo Okamoto wurde zum Held durch Bombenanschlag auf dem Tel Aviver Flughafen und zu lebenslanger Haft verurteilt.
Aus: RUHRBARONE
Zuhängen oder nicht zuhängen, das ist hier die Frage.
ZDF-heute-Journal am 22.06.22: Der Skandal ist öffentlich und keiner will es gewesen sein …
DADA-Ausstellung von 1919: Schweinemaske für den deut-schen Soldaten.
Die ersten Rücktritte- aber nicht von Politikern!
Hito Steyerl, deutsche Künstlerin
K O M M E N T A R
"what the fuck" hat sie dazu gebracht …
Sascha Lobo, spiegel.de, 22.06.2022:"Zur Aufarbeitung des Judenhassdebakels muss gehören, diese Fehler einzugestehen und daraus zu lernen: Wer Antisemiten einlädt, erntet eine »Kunstmesse der Schande« (»Bild«-Zeitung), eben die antisemita fifteen. Entweder die be-treffenden Antisemitismusakzeptierenden lernen daraus, öf-fentlich und nachvollziehbar. Oder sie können sich ihr lieb gemeintes »Nie wieder«-Gedenken beim nächsten Mal in die BDS-Haare schmieren."
Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank