Teil 2: Karlsruhe und Emil Sutor
„This
memorial
is
very
prominent
on
a
major
crossing
on
the
main
road
through
town
of
Forbach
(Baden).
It
faces
the
train
station
such
that
it
is
the
first
impression
one
has
of
the
town
upon
arrival.
The
memorial
was
being
built
when
the
Second
World
War
broke
out.
It
was
designed
and
built 1939 by the sculptor
Sutor from Karlsruhe
and completed in
1941
“.
Badischer Beobachter, Karlsruhe, 4. Januar 1933:
Emil Sutor:
Mutter mit Kind
(1939)
Das Mutter-Denkmal von Donaueschingen,
»in ganz Deutschland einzig«, »versinnbild-
licht in einem Brunnen […] die Tugenden der
deutschen Frau als Hüterin der
Unsterblichkeit der Nation […].«
»Der Würfel ist der Standort einer überle-
bensgroßen bronzenen Gestalt, eine jugend-
liche deutsche Mutter, die ihr Kind in Armen
trägt. Die ganze wundervolle Haltung der
Figur, die Schönheit ihrer Linien, der stolze
Blick und die edeln Züge gehören einer
deutschen Frau. Man ist ergriffen vom
Rhythmus der Linien des Kunstwerkes, das
zu den Meisterstücken seines Schöpfers,
des Bildhauers Emil Sutor-Karlsruhe, gehört.
Die Gesamheit des Brunnens wächst harmo-
nisch aus seinem schönen Standort heraus
und man empfindet es beim ersten Blick als
in seinen Raum gehörig. […] Aus dem Werk
spricht klar und groß der Stil des Dritten
Reiches. Nichts madonnenhaftes haftet dem
Ausdruck der schönen Züge dieser Mutter
an. Es ist der bewußte von reinem Glück er-
füllte Stolz, der das aufrecht in die Welt bli-
ckende Antlitz veredelt. «
Badische Presse, Beilage: Badische
Chronik, Karlsruhe, 18. Juni 1939
»(Donaueschingen)
Die
Mutter-
Skulptur
bleibt
für
weitere
zwei
Jahre
im
Käfig.
Das
Werk
der
Stuttgarter
Künstlerin
Chris
Nägele,
das
die
1939
geschaf
-
fene
Skulptur
seit
2009
tagsüber
in
einen
Stahlkäfig
und
nachts
in
ein
blaues
Neonlicht
hüllt,
ist
nicht
unum
-
stritten.
Dennoch
haben
die
Stadt
und
das
Museum
Art
Plus
entschieden,
die
>Kunst
am
Kunstwerk<
zu
erhalten.
>Nach
den
kommenden
zwei
Jahren
werden
wir
sehen,
wie
es
weitergeht<,
so
OB
Erik
Pauly.
Kulturamtsleiterin
Lina
Mell
sagt:
>Ich
kenne
es
ja
erst
seit
einem
Jahr,
hatte
aber
nie
das
Gefühl,
dass
die
Mutterfigur
eingesperrt
wirkt.<
>Ich
sehe
den
Zaun
eher
als
Irritation
des
Blicks
auf
das
traditionelle
Mutterbild,
das
ja
heute
auch
nicht
mehr
so
ist,
wie
es
Bildhauer
Emil
Sutor
vor
knapp
60
Jahren
ausgelegt
hat<,
so
die
Museumsleiterin Simone Jung.
(Schwarzwälder Bote, Oberndorf am Neckar, 7. März 2016)
Badische
Presse,
Karlsruhe,
28./29.
Juni
1941,
S.
3:
Überfall
auf
die
Sowjetunion.
In
der
Mitte:
»Gefangener
Sowjetrusse,
ein
>Kämpfer
für
Zivilisation
und
Kultur<,
wie
die
Plutokraten
glauben
ma
-
chen möchten.«
►►►►►► eine Seite weiter ►►►:
Badische Presse, Karlsruhe, 28./29. Juni 1941, S. 4:
»Der Karlsruher Bildhauer Emil Sutor arbeitet
zur Zeit an einer Kolossalplastik >Der Pionier<.
Für die diesjährige Müncher Kunst-Ausstellung.
Das Kunstwerk wird später in Karlsruhe zur
Aufstellung kommen.« (Heute: verschollen)
https://www.ka- news.de/region/karlsruhe/stadtgeschichte.
/er-schuf-den-nackten-mann-emil-sutor-bildhauer-legende-
und-nazi-mitlaeufer-aus-karlsruhe;art6066,2669449
(Abruf: 28. September 2021)
Hier der aktuelle Text:
»Ab
1921
wird
Sutor
freischaffender
Bildhauer
in
Karlsruhe
und
wirkt
zwischen
1925
und
1936
auch
mit
der
Majolika
zusammen.
In
seiner
mehr
als
50-jährigen
Karriere
als
Bildhauer
ar
-
beitet
Sutor
in
drei
verschiedenen
Epochen
Deutschlands:
Der
Weimarer
Republik,
den
Nationalsozialisten
und
der
Bundesrepublik
Deutschland.
Er
ist
gut
im
Geschäft
und
kommt,
anders
als
viele
andere
Künstler
der
Zeit
seinen
Auftraggebern
sehr
entgegen.
//
In
der
Nachkriegszeit
wurde
Karlsruhes
Bildhauer
Emil
Sutor
unter
anderem
für
seine
Skulptur
der
>Nackte
Mann<
vor
dem
Wildparkstadion
und
die
beiden
Plastiken
der
mythologischen
Figuren
Hebe
und
Diana
im
Schlosspark
be
-
kannt.
Jedoch
vor
genau
80
Jahren
Ende
Juni
1941,
arbeitete
Sutor
an
einer
monumentalen
Plastik,
genannt
>Der
Pionier<,
die
in
Karlsruhe
ausge
-
stellt
werden
sollte.
Aber
in
wessen
Auftrag
er
arbeitete
oder
was
aus
dieser
Kolossalskulptur
gewor
-
den
ist,
bleibt
ein
Geheimnis.
[…]
//
>Es
fällt
nicht
leicht<,
schreibt
die
Badische
Presse
im
November
1940,
>das
künstlerische
Schaffen
Emil
Sutors
unter
einen
einheitlichen
Nenner
zu
bringen.
Monumentale
Bauplastik
steht
neben
dem
rein
dekorativen
Relief.<
//
In
diesem
Sinne
macht
Sutor
nach
dem
Krieg
weiter
und
passt
sich
den
neuen
Umständen
nahtlos
an,
als
ob
sich
die
Zeiten
nicht
geändert
hätten.
Im
Spruchkammerverfahren
wird
er
als
>Mitläufer<
eingestuft
und
bekommt
eine
Strafe
von
500
Mark.
Nach
kurzer
Pause
kehrt
er
zu
seinen
religiösen
Kunstwerken
zurück
–
und
dadurch,
dass
so
viele
Kirchen
im
Krieg
beschädigt
wur
-
den,
gibt
es
sehr
viel
zu
tun.
//
Neben
sei
-
ner
Arbeit
für
Kirchen
in
ganz
Baden-
Württemberg
schafft
er
eine
Reihe
von
Werken
für
kulturelle
Zwecke
–
einer
der
bekanntesten
in
Karlsruhe
ist
eben
der
>Nackte
Mann<
im
Jahr
1959.
Zwischen
1961
und
1963
erstellt
er
die
Brunnenanlage
am
Albtalbahnhof
und
1967,
das
Jahr
der
Bundesgartenschau
in
Karlsruhe,
kreiert
er
die
beiden
Skulpturen
>Hebe<
und
>Diana<
[…]
auf
dem
Schloßplatz.
//
1958
modelliert
Emil
Sutor
eine
Version
des
Bambi-Rehs
für
den
deut
-
schen
Medienpreis.
Das
Reh
wird
in
Bronze
gegossen
und
vergoldet.
Dies
wird
sein
bekanntestes
Werk
in
der
Medienbranche.«
(Badische Presse, Karlsruhe, 2./3.
November 1940, Sonntagspost; s. Zitat
oben; Autor: Hubert Doerrschuck; nach
dem 2. Weltkrieg bekannt als >Amadeus
Siebenpunkt<; s.u.)
»Bevor
der
Nackte
Mann
am
neuen
Standort
wieder
aufgebaut
wird,
erhält
er
eine
Generalüberholung.
Seit
über
60
Jahren
begrüßt
die
Statue
die
Besucher
des
Wildparkstadions
–
bei
jedem
Wind
und
Wetter.
>Der
Nackte
Mann
hat
einen
ganz
hohen
Stellenwert
bei
den
Fans.
Er
ist
Treffpunkt,
Anlaufpunkt
und
ge
-
hört
einfach
zum
Wildparkstadion<,
sagt
Thommy
Grimm,
Sprecher
aller
KSC-Fanclubs
[…].
//
Geschaffen
wurde
die
Steinfigur
von
Emil
Sutor,
einem
Bildhauer
aus
der
Region,
der
die
Statue
dem
Karlsruher SC geschenkt hat.
Da
die
Skulptur
des
Nackten
Manns
die
Form
eines
Sportlers
hat,
wurde
und
wird
sie
auch
heute
noch
>Schlotter-
Beck<
genannt.
//
In
Erinnerung
an
den
ehemaligen
Mittelstürmer
des
KSC:
Heinz
Beck.
[…]
//
>Er
gehört
zum
Wildpark
wie
der
KSC
und
die
Bratwurst
zum
Fußballspiel
am
Samstagmittag<,
sagt
Supporters-Vorsitzender
Marco
Fuchs
[…].
Er
sieht
die
Skulptur
auch
als
großartiges
Symbol
für
den
Verein.
>Widerstandsfähig
trotzt
er
dem
Wetter.
Hat
jahrzehntelang
Spieler,
Funktionäre
und
Fans
kommen
und
gehen
sehen
–
Erfolge
gefeiert
und
Niederlagen
weg
-
gesteckt.
Er
ist
ein
Teil
der
Tradition<,
so
Fuchs.
[…]
//
Der
KSC,
dem
die
Statue
gehört,
hat
nach
Absprache
mit
dem
Denkmalschutz
bei
einem
Steinmetz
beziehungsweise
Restaurator
eine
sogenannte
Schadenskartierung
und
einen
restauratischen
Befund
in
Auftrag
ge
-
geben
[…].
//
Eine
Restaurierung
von
Steinskulpturen
kann
viel
Zeit
in
Anspruch
nehmen.
[…]
Sorgfalt
ist
dabei
sehr
wichtig
–
vor
allem
wenn
es
sich
wie
im
Fall
vom
Nackten
Mann
um
ein
denkmalge
-
schütztes
Objekt
handelt.
//
Umso
größer
wird
dann
die
Freude
bei
den
Fans
wohl
werden,
wenn
ihr
stummer
Freund
sie
dann
wieder
vor
dem dann neuen Stadion begrüßen wird.«
Vossische Zeitung, Berlin, 30. Dezember 1932, Abendausgabe ▐║▐ Ein halbes Jahr später:
Das
Rollkommando
der
Cuxhavener
Marine-SA
präsentiert
seine
Opfer:
den
jüdischen
Kinobesitzer
Oskar
Dankner
und
seine
>arische<
angebliche
»Mätresse«
Adele
Edelmann.
//
Oskar
Dankner
war
einer
der
ersten
Juden
in
Cuxhaven,
der
den
antisemitischen
Terror
des
Hitlerregimes
am
eigenen
Leibe
zu
spüren
bekam.
Gegen
ihn
war
eine
Hetzkampagne
gerichtet,
die
vor
allem
von
dem
so
genannten
>Rollkommando<
der
Marine-SA
vorangetrieben
wurde.
Sie
gipfelte
am
27.
Juli
1933
in
einer
öffentlichen
Anprangerung,
bei
der
Dankner
zusammen
Adele
Edelmann
mit
einem
Schild
um
den
Hals
durch
die
Straßen
der
Stadt
getrieben
und
dabei
auch
mit
einem
Seil
ge
-
schlagen
wurde.
Der
Weg
ging
von
der
Deichstraße
durch
die
Neue
Reihe,
Marienstraße,
Schillerstraße
über
die
Deichstraße
zur
Bahnhofstraße.
Dort
wurde
die
Aktion
mit
Hilfe
der
Polizei
>beendet<.
//
Niemand
war
dabei.
Keiner
hat
etwas
gesehen.
Das
Foto
>schoss<
ein
anonymer
Apparat.
Die
aktiv
Beteiligten
waren
>fehlgeleitet<
und
taten
nur ihre Pflicht.
»Die Deutschen haben
überhaupt keinen Sinn für
Geschichte, vermutlich weil
sie keine Geschichte
haben.«
(GBA 27,296; 3. Januar 1949.)
Die germanische Familie, 1935
Angela Merkel zum Tag der deutschen Einheit; 3. Oktober 2021:
„Wir erleben aber in dieser Zeit zusehends Angriffe auf so hohe Güter wie die
Pressefreiheit. Wir erleben eine Öffentlichkeit, in der demagogisch mit Lügen und
Desinformation Ressentiments und Hass geschürt werden, ohne Hemmung und ohne
Scham. Da werden nicht nur einzelne Personen oder Gruppen diffamiert, da werden
nicht nur Menschen angegriffen wegen ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder ihres
Glaubens – da wird die Demokratie angegriffen. Nicht weniger als unser gesellschaftli-
cher Zusammenhalt steht deshalb auf dem Prüfstand.“
„Erschütternd sind auch die vermehrten Anfeindungen von Menschen, die sich für das
Gemeinwohl einsetzen – ob Feuerwehrleute, Rettungssanitäter oder Kommunalpolitiker.
Die verbale Verrohung und Radikalisierung, die da zu erleben sind, dürfen nicht nur von
denen beantwortet werden, die ihr zum Opfer fallen, sondern müssen von allen zurück-
gewiesen werden. Denn allzu schnell münden verbale Attacken in Gewalt – so wie es die
Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, der Anschlag auf die
Synagoge hier in Halle, das Attentat von Hanau oder die Ermordung eines 20-jährigen
Tankstellenmitarbeiters in Idar-Oberstein zeigten.
Soweit darf es gar nicht erst kommen.“
„Deshalb müssen wir uns an einem Tag wie heute auch ehrlich fragen, wie wir miteinan-
der umgehen, wie viel wechselseitigen Respekt wir vermitteln und wie wir die
Demokratie vor denen schützen, die sie missachten, die sie verachten. Vorurteilen und
Unwissenheit können wir entgegenwirken – durch die Bereitschaft, offen für andere und
ihre Ansichten und Erfahrungen zu sein. Das ist das Besondere einer Demokratie […]:
Vielfalt und Unterschiede sind keine Gefahr für die Demokratie; ganz im Gegenteil.
Vielfalt und Unterschiede sind Ausdruck gelebter Freiheit.“
Worauf Angela Merkel am Tag der deutschen Einheit nicht einging:
Die
Sprache
der
Politik
bevorzugt
Begriffe,
um
mit
ihnen
Vorstellungen
wachzurufen,
als
wäre
alles
natürlich,
was
gesellschaftlich
geschieht.
Leider
übernimmt
auch
die
Historiographie
gern
diese
Begrifflichkeiten,
vor
allem
dann,
wenn
sie
im
Fernsehen
(Phoenix,
Tagesschau
24,
ZDF neo, ntv)
>allgemeinverständlich< historische Dokumentationen ausstrahlt.
»Die großen politischen Verbrecher müssen durchaus preisgegeben werden, und vorzüglich
der Lächerlichkeit. Denn sie sind vor allem keine großen politischen Verbrecher, sondern
Verüber großer politischer Verbrechen, was etwas ganz anderes ist.«
(BB um 1953; GBA 24,316)
Da
wird
ungeniert
und
ohne
(hörbare)
Anführungszeichen
von
historischen
>Größen<
gespro
-
chen
(=
Goebbels,
Göring),
vom
>Führer<
(=
Hitler),
von
>Dritten
Reich<
(=
Nazi-Terror-
Herrschaft
1933-1945),
von
>Säuberungen<
(=
Verfolgung/Ermordung
Andersdenkender).
Da
>brechen
Kriege
aus<
wie
Vulkane;
da
>rücken
die
Truppen
vor<
wie
Entdecker
unkannten
Terrains;
da
>kämpfen
Menschen
um
ihr
Leben<
(wie
bei
Krankheiten,
wenn
sie
sich
gegensei
-
tig ermorden).
»Die Geschichtsauffassung der Kleinbürger (und der Proleten, solang sie keine andere haben)
ist größtenteils romantisch. Der erste Napoleon beschäftigte die arme Phantasie dieser
Deutschen natürlich nicht durch den Code Napoleon, sondern durch die Millionen seiner Opfer.
Die Blutflecken stehen diesen Eroberern gut zu Geischt, wie Schönheitsflecken.«
(BB um 1953; GBA 24,317)
Wir
nennen
>Wachstum<
,
was
die
Politik
mit
Null-Zins-Politik
steuert
und
fördert,
um
den
Konsum
anzuheizen,
obwohl
alle
wissen
(könnten),
dass
der
Konsum
in
den
reichen
Ländern
gedrosselt
werden
muss
und
das
>Shopping<
ein
Freizeitvergnügen
für
Hirnlose
ist
und
end
-
gültig
irrenhausreif
wird,
wenn
es
das
Privatfernsehen
unter
dem
Motto:
»Puff,
Puff,
Hurrah!«
verkauft. Hier der Link für die, die’s nicht glauben:
https://www.vox.de/videos/christina-legt-die-messlatte-ziemlich-hoch-615584ce815f452408094278.html
Die
Politik
propagiert
als
>freie
(soziale)
Markwirtschaft<,
was
die
Bankinstitute
(=
Dienstleister
ohne
jegliche
Produktivität)
qua
Investitionen
vorgeben
(in
des
Worts
doppelter
Bedeutung);
für
ihre
Verbrechen
legen
die
Extra-Konten
an,
weil
die
Gerichte
dazu
neigen,
Vergleiche
abzu
-
schließen,
was
sehr
teuer
ist.
Dass
die
Banken
keine
Zinsen
mehr
auf
Guthaben
zahlen,
ja
sogar
die
Guthaben
ab
bestimmter
Höhe
mit
Zwangsgeldern
belegen,
wird
als
>Verwahrungsentgelt<
verbucht;
Verwahrung
bedeutet:
etwas
(jemand)
unter
Aufsicht
stellen,
arrestieren,
beaufsichtigen,
unter
Verschluss
nehmen;
–
und
so
weiter,
und
so
weiter.
Das
alles
lassen wir uns einfach gefallen.
>Verbale
Verrohung
und
Radikalisierung<
,
Frau
Bundeskanzlerin,
sind
erkennbar
und
relativ
leicht
habhaft
zu
machen.
Allerdings
hat
es
sehr,
sehr
lange
gedauert
hat,
den
PolitikerInnen
und
auch
Ihnen
klar
zu
machen,
dass
die
Täter
an
ihrer
Sprache
erkennbar
werden.
Deshalb
sollte
die
Politik
angehalten sein, mit Sprache vorsichtig umzugehen.
»Der politische Verbrecher [… wird] schon dadurch groß, weil er im Umgang mit Menschen
eben nicht kleinlich war. Dieser Respekt vor den Tötern muß zerstört werden. […] im allgemei-
nen gilt wohl der Satz, daß die Tragödie die Leiden der Menschen häufiger auf die leichte Achel
nimmt als die Komödie« (BB um 1953; GBA 24,317f.)
Das
hätte
bereits
in
den
Dreißiger
Jahren
(spätestens),
vor
dem
gewiss
kommenden
Krieg,
der
Fall
sein
können,
als
niemand
auf
die
>leiseren<
Töne
der
Nazis
hören
wollte:
>Kraft
durch
Freunde<
,
>Volkswagen<
(im
Voraus
für
die
Rüstung
zu
bezahlen,
aber
nie
ans
>Volk<
ausgeliefert),
>Arbeitsfront<
(DAF
als
Zwangsarbeitsdienst),
>Schutzhaft<
(für
illegale
Verhaftung
von
>Gegnern<,
>Heimatfront<
(für
vorbereitenden
Kriegsdienst),
>Autobahn<
(Herkunft:
gotisch
=
banja
=
Bahn
=
Wunde;
»die
von
füszen
und
wagen
getretne,
breitgeschlagene
strasze.
nicht
anders
sagte
man
die
strâʒe,
den
wec
bern,
den
weg
treten
[…],
so
unvereinbar
anfangs
auch
die
begriffe
todschlag
und
strasze
scheinen,
beide
reihen
müssen
einer
quelle
entflossen
sein,
wie
die
bedeutung
lehrt«,
Grimm’sches
Wörterbuch;
heute:
»Freie
Fahrt
für
freie
BürgerInnen!«)
–
oder
auch
>Lebensraum<
(»der
aus
der
Gestaltungskraft
der
arischen
Rasse
geschaffene
Lebensraum«
im
Osten,
für
dessen
Eroberung
die
dort
Ansässigen
als
minderwertige
Menschen
vertrieben
oder
besei
-
tigt werden mussten; der Begriff stand ab der Machtübergabe Januar 1933 allgemein zur Verfügung).
Auch
hätte
auffallen
können,
dass
die
Nazis
von
den
Sozies
die
rote
Farbe
(der
Fahne)
und
von
den
Christen
das
Kreuz
(ihres
Glaubens)
geklaut
hatten.
Auch
Begriffe
wie
>arteigen<
(radiophon)
oder
>gleichschalten<
(von
Lichtquellen)
eigneten
sich
die
Staats-Terroristen
aus
der
Technik
bzw.
Elektronik
an,
werteten
ihre
Bedeutung
politisch
wie
rassistisch
um,
weil
sie
verstanden
hatten,
dass
die
Technik
sich
hervorragend
dazu
eignet,
Propaganda
zu
betreiben.
Mit
der
Technik
kam
das
Prinzip
Re-Produktion
in
den
Alltag,
das
heißt:
die
ständige
Wiederholung
eines
Musters,
eines
Formats.
Das
führte
in
der
Unterhaltungsindustrie
zum
Commerzschlager,
der
eine
eingängige
Melodie
ständig
wiederholt,
also
selbst
bei
einer
guten
Minuten
Länge
7mal
die
fast
identische
melodi
-
sche
Sequenz
und
3mal
mit
leicht
variierendem
Text
kurze
Strophen
reiht
(so
die
Beatles
mit
»She
loves
you«
in
knapp
120
Sekunden,
nur
der
halbe
Song
–
bei
überaus
dürftigem
Text).
Mit
der
Technik
kamen
zugleich
die
Apparate,
die
unabhängig
von
Zeit
und
Ort
das
Prinzip
der
Re-Produktion
in
Dauerschleife
umzusetzen vermochten. Die Nazis nutzten diese Möglichkeiten rigoros.
Und
weil
dies
so
ist,
gibt
es
auch
sprachliche
Formate
und
Muster,
bei
denen
die
Absicht
nicht
gleich
zu
bemerken
ist
oder
gar
keine
Absicht
vorliegt,
sich
aber
trotzdem
Tendenzen
abzeichnen,
die
schnell
in
eine
Radikalisierung
umschlagen
können
oder
sich
mit
einer
schleichende
unbeabsich
-
tigten
Parteinahme
mit
potenziell
radikalen
Tätern
bzw.
Gefährdern
verbinden.
Das
gilt
für
viele
Filme,
die
–
allen
voran
mit
den
Stars
Heinz
Rühmann
»Quax,
der
Bruchpilot«
(1941),
»Feuerzangenbowle«
(1944)
und
Hans
Albers
»Münchhausen«
oder
Luis
Trenker
»Der
Berg
ruft!«
(1938)
–
aus
der
Nazi-
Zeit
einfach
in
die
frühe
BRD
(West)
übergingen
und
noch
heute
fürs
Fernsehen
die
Lücken
stopfen.
Das
gilt
für
viele
Krimis,
die
mit
Schema
Gut-Böse
oder
der
Schwarz-Weiß-Malerei
arbeiten
und
für
die Gangster rassistische Typen (brutale Gesichter, Farbige) verwenden (frühe Bond-Filme).
Die
Rückkehr
der
Heimattümelei
schlägt
sich
nicht
nur
im
Beispiel
des
Karlsruher
SC
nieder,
einem
ständigen
Schuldenverein,
der
öffentliche
Gelder
kassiert
und
–
aufgrund
des
>heiligen
Fußballs<
mit
seinen
>begeisterten
Massen<
(=
Anhängern)
und
mit
seiner
angeblichen
>Bedeutung<
für
die
Stadt
und
ihr
Ansehen
kokettiert,
was
schon
länger
in
versteckte
Erpressung
des
Gemeinderats
überzuge
-
hen
droht.
Das
gilt
aber
auch
für
populäre
Fernseh-Serien,
die
völlig
unmotiviert
und
anachronistisch
nationale
Symbole
bemühen.
Ein
Beispiel
ist
»Babylon
Berlin«;
hier
die
Serie
2,
Episode
6,
die
wir
in
unserem
Blog
bereits
gesondert
bemüht
haben.
Hier
einfach
noch
einmal
die
Belege
für
die
anachro
-
nistische Umsetzung im Film:
»Babylon
Berlin«;
2.
Staffel,
6.
Episode:
Theater
am
Schiffbauerdamm,
Ort
für
ein
Attentat
auf
Stresemann;
Turm
ohne
Ampel,
dafür
mit
Fahne
Schwarz-Rot-Gold.
Der
Film
lässt
im
Unklaren,
wer
die
wirklichen
Attentäter
sind.
Zur
Zeit
des
>filmischen<
Anschlags,
am
Prangertag
1929
(=
Fronleichnam,
ein
Donnerstag,
30.
Mai),
hatte
der
Film
noch
seinen
Aufbau,
die
vollständige
Haube
sowie
die
Laterne
mit
Aufbau
und
Spitze.
Die
>Schleifung<
erfolgte
erst
in
den
fünfziger
Jahren,
als
die
DDR-Oberen
allen
Schmuck
am
Gebäude
abschlagen
und
den
Turm
köpfen
ließen.
Der
Film
erhielt
trotzdem
eine
Auszeichnung
für
seine
Ausstattung:
Fazit:
(unbewusste,
ignorante)
Irreführung
des
Publikums.
Dafür
aber
nationale
Schleichwerbung:
Die
Nation
ist
in
Gefahr.
Der
besonnene
und
mit
Zivilcourage
eingreifende
>Held< wendet sie (noch) ab.
In
eine
ähnliche
Richtung
geht
die
Debatte
um
den
Begriff
>Flüchtling<
,
weil
er
eine
bedenkliche
Wortstruktur
aufweise,
deren
Endung
>
ling<
sich
in
vorwiegend
negativ
konnotierten
Wörtern
wie
>Fiesling<,
>Schreiberling<
wiederfinde.
Das
Alternativ-Wort
>Geflüchtete<
klingt
nicht
nur
sehr
künst
-
lich,
es
ist
auch
sinnwidrig,
weil
es
passivische
Bedeutung
hat
und
einen
abgeschlossenen
Vorgang
anzeigt.
Das
Problem
ist,
dass
das
passende
Wort
in
der
BRD
besetzt
ist,
weil
es
den
so
genannten
>Heimatvertriebenen< vorbehalten bleiben soll.
Die
Charta
der
deutschen
Heimatvertriebenen
wurde
am
5.
August
1950
in
Stuttgart-Bad
Cannstatt
von
30
Vertretern
der
deutschen
Heimatvertriebenen
un
-
terzeichnet
und
am
folgenden
Tag
vor
dem
Stuttgarter
Schloss
und
im
ganzen
Bundesgebiet
verkündet.
Sie
gilt
als
das
Grundgesetz
der
deutschen
Heimatvertriebenen.
In
ihrem
Kern
enthält
sie
einen
Aufruf
zum
Verzicht
auf
Rache
und
Gewalt
trotz
des
eigenen
gerade
erlittenen
Unrechts
und
ein
klares
Bekenntnis
zur
Schaffung
eines
einigen
Europas,
zur
Verständigung
zwischen
den
Staaten,
den
Völkern
und
Volksgruppen.
Sie
war
zum
Zeitpunkt
ihrer
Verabschiedung
am
5.
August
1950
ihrer
Zeit
weit
voraus
und
eine
große
moralische
Leistung
der
Vertriebenen,
die
damals
noch
nicht
wussten,
was
überhaupt
mit
ihnen
geschehen
sollte
und
wie
es
weitergehen
würde.
Tausende
befanden
sich
zudem
noch
in
sowjetischer
Kriegsgefangenschaft.
//
Aber
die
Charta
spricht
auch
vom
Recht
auf
die
Heimat,
als
einem
von
Gott
geschenkten
Grundrecht
der
Menschheit,
das
in
Bezug
auf
die
Heimatvertriebenen
bis
heute
nicht
verwirklicht
ist.
Dazu
heißt
es:
»Die
Völker
müssen
erkennen,
dass
das
Schicksal
der
deutschen
Heimatvertriebenen
wie
aller
Flüchtlinge,
ein
Weltproblem
ist,
dessen
Lösung
höchste
sittliche
Verantwortung
und
Verpflichtung
zu
gewaltiger
Leistung
fordert.«(Bund
der
Vertriebenen;
https://www.bund-der-vertriebenen.de/charta)
„Immer fand ich den Namen falsch, den man uns gab: Emigranten.
Das heißt doch Auswandrer. Aber wir
Wanderten doch nicht aus, nach freiem Entschluss
Wählend ein andres Land. Wanderten wir doch auch nicht
Ein in ein Land, dort zu bleiben, womöglich für immer.
Sondern wir flohen. Vertriebene sind wir, Verbannte.
Und kein Heim, ein Exil soll das Land sein, das uns da aufnahm.“ (GBA 12,81)
GOTTFRIED BENN: Antwort an die literarischen Emigranten; 24. Mai 1933:
„Ich muss Ihnen zunächst sagen, dass ich auf Grund vieler Erfahrungen in den letzten Wochen
die Überzeugung gewonnen habe, dass man über die deutschen Vorgänge nur mit denen spre-
chen kann, die sie auch innerhalb Deutschlands selbst erlebten. […] Diese haben nämlich die
Gelegenheit versäumt, den ihnen so fremden Begriff des Volkes nicht gedanklich, sondern er-
lebnismäßig, nicht abstrakt, sondern in gedrungener Natur in sich wachsen zu fühlen, […]
haben es versäumt, die Geschichte form- und bilderbeladen bei ihrer vielleicht tragischen, aber
jedenfalls schicksalbestimmten Arbeit zu sehen. […] Meinen Sie, die Geschichte sei in franzö-
sischen Badeorten besonders tätig? […] Ich erkläre mich ganz persönlich für den neuen Staat,
weil es mein Volk ist, das sich hier den Weg bahnt. Wer wäre ich, mich auszuschließen? Weiß
ich denn etwas Besseres – nein! […] Schuf Hitler die Bewegung oder die Bewegung ihn? Diese
Frage ist bezeichnend, man kann beide nämlich nicht unterscheiden, da sie beide identisch
sind. (…) Hinter dieser Bewegung steht friedliebend und arbeitswillig, aber wenn es sein muss,
auch untergangsbereit, das ganze Volk. […] Die zunehmende Verkleinerung des Menschen ist
die Kraft, an die Züchtung einer stärkeren Rasse zu denken. Dazu: eine herrschaftliche Rasse
kann nur aus furchtbaren und gewaltsamen Anfängen emporwachsen.“
Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4
Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4
BRECHTLEBTDOKU 07.Oktober 2021
Es geht also weiter – und die bundesdeutschen Beauftragten gegen
Antisemitismus ignorieren weiterhin oder schon wieder?
Eine aktuelle Kalendergeschichte von Jan Knopf
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