Die Verwandlung eines lebendigen Menschen In den Militärbaracken zu Kilkoa im Jahre Neunzehnhundertundfünfundzwanzig. Kantine der Witwe Begbick Soldaten singen hinten den Abmarschbefehl durch. Soldaten: Die Armee bricht auf nach Tibet. Die achte Kompagnie ist heute nach 10 Uhr 15 marschbereit. Verladung in die Waggons 10, 40. Abfahrt 11 Uhr. Leokadja: Hilfe, meine Kantine! Oh Hiobja, die Armee zieht fort und wir müssen hierbleiben, wenn uns keiner hilft. Oh, meine Kantine, mein Pokersalon! Mein Alewaggönchen! Ab. Herein die Drei. Polly und Jesse stecken in einem sehr schundig zurecht gemachten Elefantengestell, ohne Kopf. Uria: Jetzt muss er im Laufschritt umgebaut werden. Um 11 Uhr müssen wir unseren Mann im Waggon haben. Um 9 Uhr geht der Mond auf. Um 10 Uhr steht er in der Höhe der Gummibäume. Wenn er über zwei Handbreit über dem Kantinendach steht, muss dieser Mann Galy Gay als Jeraiah Jip nach Tibet rollen. Also muss er, wenn der Mond in der Höhe der drei Gummibäume steht, schon nicht mehr wissen, dass er Galy Gay ist und muss zu diesem Zweck, wenn der Mond aufgeht, so tief in diesem faulen Elefantengeschäft stecken, dass er jeder andere auf dem ganzen Erdenrund sein möchte, als so ein trostlos verbrecherischer Galy Gay. Nehmt noch einen Schluck Whisky und dann an die Arbeit. Es ist wahrscheinlich die gewaltigste Montage, die je auf diesem Erdball in Angriff ge- nommen wurde. Er schellt am Bartisch. Leokadja: heraus Einpacken, Jungens, einpacken! Packt rasch Leokadja Begbicks Alesalon in den Waggon. Uria: Ruhig Blut, Witwe Begbick. Jesse: Einen Augenblick, Witwe Begbick. Polly: Wir sind hergekommen, einen Spaß vom Stapel zu lassen. Leokadja: Einen Spaß und die Armee fährt ab, und meine Kantine bleibt stehen! Uria: Den Spaß und Eure Kantine kommt mit, Witwe Begbick. Helft uns, dann wollen wir auch Euren Salon einpacken. Leokadja: Was ist dazu nötig? Uria: Ihr selbst und dieser Elefantenkopf. Zeigt an die Wand. Sie gehen dahinter. Galy Gay: im Fenster Wie steht’s mit dem Elefantengeschäft? Uria: Gleich, gleich, warte noch etwas draußen. Leokadja: mit dem Kopf nach vorn Alles soll mitkommen. Meine Kantine soll mitkommen und Euer vierter Mann soll mitkommen. Sie lacht sehr. Wir wollen alles mit nach Tibet hinauf haben, was es gibt bei der Armee, denn wir brauchen alles dort. Jesse: der sich den Elefantenkopf aufsetzt Dieser Mann da draußen soll spaßeshafter Weise an Sie, Witwe Begbick, einen Armeeelefanten verschieben, den Sie hier vor sich sehen und dabei als Verbrecher ertappt werden. Leokadja: Das ist ein gesunder Spaß, dabei könnte die Kantine einpacken. Ihr braucht doch Leute, die ihn fassen. Sie ruft sieben Soldaten herein und schenkt ihnen Whisky ein. Ihr sollt einen Spaß mitmachen. Diese Maschinengewehrabteilung muss vor dem Abmarsch eine menschliche Angelegenheit in Ordnung bringen. Ihr vierter Mann namens Jeraiah Jip bildet sich in- folge Sonnenstichen ein, er sei – Jesse: Ein Packer namens Galy Gay. Leokadja: Und diese beiden Herren hier sind zu der Überzeugung gelangt, sie seien – Polly: ein Armee Elefanten namens Billy Humph. Soldaten: lachen. Uria: Und nun müsst Ihr uns helfen, dass wir den Mann vermittels des Elefanten wieder umstülpen. Soldaten: Das ist ein Extra-Spaß. Leokadja: Und dabei packt Ihr nebenbei meine Kantine ein. Polly: Topp, Witwe Begbick, besten Dank. Wenn der Mond über den drei Gummibäumen steht und das Kätzchen in der Kiste ist, ist Eure Kantine eingepackt. Leokadja: Und Euer vierter Mann im Waggon. Uria: Und jetzt kommt die Auktion. Herein, Herr Galy Gay. Das Geschäft ist in vollem Gang. Kamerad, der nicht genannt sein will, schreiten Sie zur Auktion. Galy Gay: laut Um was handelt es sich? Polly: Unser Geschäft gründet sich auf den überzähligen und nicht registrierten Armeeelefanten Billie Homph. Unser Schlachtruf heißt: Jedem Mann seinen Elefanten. Galy Gay: Das ist völlig einleuchtend. Wer versteigert ihn? Uria: Einer, der als Besitzer zeichnet. Galy Gay: Wer aber soll als Besitzer zeichnen? Uria: Einer soll als Besitzer zeichnen. Willst Du als Besitzer zeichnen? Er fragt bei verschiedenen an. Du? Du? Galy Gay: Ich. Dann will ich als Besitzer zeichnen. Habt Ihr Käufer? Uria: Eine Witwe zum Beispiel kommt sogleich mit einem großen Scheck. Galy Gay: Unsere Namen dürfen natürlich auf keinen Fall genannt werden. Leokadja: Tragt die Wand weg, der Mond geht auf. Die Wand rechts wird weggeschafft, der Elefant steht undeutlich da. Galy Gay: Ist das der Armeeelefant für die Herren? Uria: führt Billie am Strick vor Billie Humph, Champion von Bengalen, Elefant im Dienste der engli- schen Armee u. s. w. Übernehmen Sie ihn, da wir mit der Armee abfahren heute Nacht und noch den Maschinengewehrlauf reinigen müssen. Wissen Sie, wer seine Maschine nicht in Ordnung hat, bei dem ist auch sonst allerhand faul. Alle ab bis auf Galy Gay. Hinten hört man in die Waggons marschierende Truppenteile. Galy Gay: mit dem Elefanten am Strick Keine Schwachheit, Galy Gay! Was vorübergeht, ist herum. Tu, was das Leben von Dir verlangt und Du wirst glücklich sein. Heute Morgen bist Du fortgegangen, um einen Fisch zu erstehen und jetzt hast Du schon einen Elefanten und niemand weiß, was morgen sein wird. Blody Five tritt langsam auf und sagt Blody Five: Ich kann ohne den Anblick der Tochter dieser alten Kloake diese Regennacht nicht über- dauern. Ach, dieses Dein Blut, Blody. Dein Blut ist heute wieder so stark wie der Ganges. Aber jetzt horch gut zu, Lionel Fairchild, Sergeant der indischen Armee: Wenn Dich in dieser Nacht, wo der Regen über den Tälern von Kilkoa hängt, Deine Sinnlichkeit noch einmal übermannt, dass Du Deine Dienstpflicht verletzt, dann ist gekommen der Tag des blutigen Durchgreifens und die Stunde der standrechtlichen Erschießung ist da. Galy Gay: Galy Gay, erinnere Dich, wie Deine Mutter zu Dir sagte: Niemand kann etwas Sicheres wissen. Du aber weißt gar nichts. Aber wozu hast Du Ohren. Sieh nicht nach links, sieht nicht nach rechts, denn die eine Hand darf nicht wissen, was die andere tut. Blody Five: Aber was ist denn das für ein scherzhafter Elefantenjüngling? He Du! Galy Gay schweigt. Jesse: steckt den Kopf herein So jetzt spricht Blody mit ihm. Polly: Witwe Begbick, das ist das Ende. Leokadja: Ruhe! Die Witwe Begbick wirft die kalte Lamäng nicht ins Korn wegen eines alten Uniformständers. Sie geht in die Kantine herein und hört im Hintergrund zu. Blody Five: Und wer bist denn Du da, mit dem Strick in der Hand? Galy Gay schweigt. Hast Du kein Maul, Du Geheimnis? Galy Gay schweigt. Mach das Maul auf die Saubeutel! Galy Gay: Ärgern Sie sich nicht! Ärgern Sie sich nie! Wenn Sie Packer gewesen wären, würden Sie gelernt haben, sich in jeder Lebenslage zu beherrschen. Sagen Sie selbst, hat sich ärgern einen Wert? Leokadja: Dürfte ich fragen, was Sie hier suchen, Sergeant? Blody Five: Ich finde im Augenblick nicht das grauenvolle Wort, das ich in so einer Situation von mir fordere. Ich will nur kurz andeuten, Sie Geheimnis von Kilkoa, dass Ihnen Ihr Ende von jetzt ab schon auf der Stirn geschrieben steht. Blody Five: Und Sie, Witwe Begbick, hüten Sie sich, Ihre Alebaracke in eine Mengarie für nachge- rade tollgewordene Verbrecher zu verwandeln. Leokadja: Ach so, Krach willst Du in meiner Kantine machen, mit dem Unschuldsfinger im Maul, Du Rotzhaken. Meine Gäste anpflaumen? Finger an die Hosennaht, wenn ich mit Dir spreche, Du Knochen! Meinst Du, Du kannst zu meinem Fenster aus meinem Restaurang Deine verseichten Kommisshosen heraushängen, Du verschiffter Sauhammel! In den Männerabort mit Dir, bis Dir Baumschwämme unter den Achseln wachsen. Zieh ab und wenn ich Dich in Deinem verkotzten Drillich noch einmal hier blicke, dann schießt Dir die Witwe Begbick mit der Pistole eine Ladung Pfeffer in den Hintern, dass Du für Dein Beefsteak genug Salz auf der Zunge hast, Du Rotzhaken, Du betrittst in Uniform nicht mehr dieses Lokal. Blody Five: Was!? Leokadja: Solang Du die Uniform anhast, machst Du Krach. Blody Five: Witwe Begbick, ich kann ohne den Anblick Ihrer Tochter diese Regentage nicht überdau- ern. Aber ich kann doch nicht ohne Uniform herumlaufen, wenn Sie das meinen. Leokadja: Schweig. Als Uniformständer allein kommen Sie bei einer Dame nie zu eine intimen Verhältnis. Galy Gay: Keineswegs. Leokadja: Aber Sie wagen es ja nicht, Ihren Sergeanten-Drillich anzuziehen. Vielleicht könnte da al- lerdings ein Zivilnabel zutage treten, dass meine Tochter aus allen Himmeln fällt. Ich jedenfalls ver- lange, dass Sie, wenn Sie in Witwe Begbicks Salon auftreten, einen gewöhnlichen Smoking anhaben und einen anständigen Hut auf dem Kopf. kalt Wollen Sie das? Blody Five: kalt Nein. Leokadja: Sie wollen nicht mit einem hübschen Hut, Gummischuhen und Kragen hier antreten? Blody Five: brüllt Nein. Leokadja: brüllt Und ich sage Ihnen: ja. Blody Five: Bevor Sie auf diesem Kopf einen Hut erblicken, will ich die Königin von England geheira- tet haben. Leokadja: Herr Sergeant Fairchild. Eher wird die Königin von England um Ihre Sergeantenhand bit- ten, als dass Sie meiner Tochter noch einmal gegenübertreten, ohne Hut, Gummischuh und Smoking. Blody Five: Hut, Gummischuh, Smok? Nie, nie, nie! Im Abgehn, zu sich Wenn Du das tätest, Blody Five, dann wärest Du Deiner Sinnlichkeit mit Haut und Haar verfallen und jene Stunde, von der ich Dir gesprochen habe, wäre da. Leokadja: Fürchten Sie sich nicht, Mann der nicht genannt sein will, vor der Mond so hoch steht, wie jene Gummibäume dort, wird dieser Teufel von Kilkoa so wenig Uniform am Leib haben, wie ein Flusspferd. Holt die Soldaten herein. Kommt jetzt heraus und fangt an. Aber packt die Seitenwände dabei ein. Soldaten: Halloh, ist das nicht unser Herr Galy Gay? Galy Gay: Sst. Soldaten: Wir verstehen. Kein Name. Aber was haben Sie hier für einen Elefanten? Soll er etwa ver- steigert werden? Galy Gay: Ja, das ist meine Absicht. Aber da ist ja auch die Witwe Begbick, die mit einem Scheck kommt? Soldaten: Gehört der Elefant Ihnen? Galy Gay: Wie mein eigener Fuß, ich bin sein natürlicher Besitzer. Ich habe ihn an meiner Brust hochgezogen. Es ist tatsächlich schwierig, mich von ihm loszureißen. Aber wenn Sie vielleicht ein wenig singen würden. Sie stehen um den Elefanten herum und singen, auch Billy Humph singt. Galy Gay: Meine Herren, ich werde an diese Minuten denken, denn mein Herz bricht wahrscheinlich darnach. Steigt auf ein Podest. Hiermit versteigere ich Billy Humph, Champion von Bengalen. Er wurde geboren so wie Sie ihn hier sehen, im südlichen Pandschab, an seiner Wiege standen sieben Radschahs, seine Mutter war weiß. Drei Zentner sind sein Gewicht und ein Wald zum Abholzen ist für ihn wie ein Gras im Wind. Billie Humph stellt so, wie er ist, für jeden Besitzer ein kleines Vermögen dar. Uria: unter den anderen Er muss ziemlich alt sein, da er ein eigentümlich steifes Wesen zur Schau trägt. Soldaten: Oder noch nicht ganz ausgetragen. Da müssen Sie im Preis etwas heruntergehen. Galy Gay: Sein Selbstkostenpreis beträgt 200 Rupien, und das ist er wert, bis er ins Grab sinkt. Soldaten: Zweihundert Rupien! Und dieser Hängebauch! Soldaten: Er ist auch verflucht klein! Leokadja: Er ist älter als Gott. Wenn er nur nicht umfällt im Abendwind. Uria: Ich glaube aber doch, dass er für eine Witwe das richtige ist. Leokadja: Dreihundert Rupien! Oder sagten Sie vierhundert? Nun, ich gebe dreihundert. Galy Gay: Dreihundert Rupien zum ersten, zum zweiten und zum dritten. Witwe Begbick überneh- men Sie den Elefanten Billie Humph von mir, seinem bisherigen Besitzer und bezahlen Sie mit einem Scheck. Leokadja: Ihr Name? Galy Gay: Soll nicht genannt sein. Leokadja: Bitte, geben Sie mir einen Bleistift, dass ich den Scheck ausstellen kann und zwar auf die- sen Herrn, der nicht genannt sein will. Uria: beiseite zu den anderen Wenn er den Scheck nimmt, müsst Ihr Hand an ihn legen. Laut. Solch einen Geldscheck kann man aber doch nicht in vier Teile schneiden, Kameraden. Galy Gay: Aber warum sollte man ihn denn auch in vier Teile schneiden? Ich will ihn lieber ganz mit heimnehmen. Solch ein Scheck wird Frau Galy Gay vielleicht lieber sein als ein Fisch, was? Auf dem Holzstuhl haben Sie mich übernachten lassen? Ihre Maschinengewehre haben Sie gereinigt? Aber sehen Sie an, jetzt fahren drei von uns Vieren nach dem eisstarrenden Tibet und einer geht mit einem Scheck heim. Wer wird das wohl sein? Leokadja: lacht schallend Was für ein Mann! Ach, Sie kleiner Schäker! Hier ist er, Dein Scheck, Mann, der nicht genannt sein will. Soldat: legt ihm die Hand auf die Schulter Im Namen der indischen Armee, was machen Sie denn da? Galy Gay: Ich? Oh nichts. Soldat: Was haben Sie denn da für einen Elefanten? Galy Gay: Welchen meinen Sie?
Soldat: Den hinter Ihnen hauptsächlich. Machen Sie keine Ausflüchte, Sie. Galy Gay: Ich kenne den Elefanten nicht. Andere Soldaten: Oho! Wir bezeugen es, dass dieser Herr gesagt hat, dieser Elefant gehöre ihm. Galy Gay: will weggehen. Leokadja: Er hat gesagt, er gehöre ihm wie sein Fuß. Soldaten: Halt! Galy Gay: Ich muss leider heimgehen, da mich meine Frau dringend erwartet. Ich komme wieder, um mit Ihnen das zu besprechen. Guten Abend. Zu Billie, der ihm auf den Fersen folgt. Bleib da, Billie. Sei nicht eigensinnig. Dort wächst Zuckerrohr. Billie: souffliert Elefantenschein! Uria: von hinten Wo ist denn sein Elefantenschein? Soldaten: Halt! Wo ist sein Elefantenschein? Richtet die Gewehre auf den Verbrecher, denn um einen solchen handelt es sich. Polly: in Billie Humph lacht dumpf. Uria schlägt ihn. Uria: Halt’s Maul, Polly. Die obere Zeltbahn rutscht herunter, Polly wird sichtbar. Polly: Verflucht. Leokadja: Überlegen Sie sich jede Antwort. Das sind schreckliche Dinge, in die Sie da hineinkommen. Galy Gay, nunmehr völlig verwirrt, sieht Polly an, dann sieht er von einem zum anderen. Soldaten: Oh je. Uria: tritt auf Galy Gay zu Was ist denn das? Zeigt auf Billie. Das ist ja gar kein Elefant. Das sind ja Zeltbahnen und Männer. Das ist ja alles falsch. Ihr Käufer, dieser Mann will Euch einen netten Elefanten aufbinden. Leokadja: Das ist ja ein ganz gemeiner Schwindel. Für mein echtes Geld einen so falschen Elefanten. Soldaten: Festnehmen. Fesseln! Das ist ein Schwindler! Leokadja: Ruhe, Blody! Rührt Euch nicht vom Platz. Das ist Blody Five. Aber nur Ruhe, er wird wie ein Lamm sein, so wahr ich Witwe Begbick bin. Uria: Ausgeschlossen! Sofort weg! Leokadja: Glaubt Ihr an die Witwe Begbick oder glaubt Ihr nicht? Polly: Deckt die Decke wieder drüber. Ich glaube. Uria: Stellt Euch um den Verbrecher herum und stellt Euch auch vor den Elefanten hin! Sie tun es. Blody ist von hinten hereingekommen, bleibt erstaunt stehen. Er ist in Zivil. Blody Five: Halt! Stillgestanden! Uria: Was brüllt dieser Zivilist hier so herum? Blody Five: Was? Großes Gelächter. Leokadja: Guten Abend, Herr Fairchild. Schöner Abend, heute Abend. Gelächter. Blody Five: Stillgestanden, Ihr Sauhunde! Leokadja: Hören Sie, ein Soldat lässt sich von einem Zivilisten aber nicht schwach anreden. Wenn Sie einige Gläser Ale in Ruhe hier trinken wollen, Herr Fairchild, dann: Hiobja, zwei Glas Ale für Herrn Fairchild am Bartisch. Aber wenn Sie hier wie ein Haifisch Menschen fressen wollen, dann hinaus mit Dir, mein Junge, auf Deinen Gummischuhen. Blody Five: zu sich Ich wollte lieber alles andere auf der Welt erleiden, als in dieser Regennacht zwi- schen Verbrechern ohne Uniform herumzuhocken. Und jetzt muss ich an meinem Fuß Gummischuhe sehen. Toll, wie der Kleine es mit mir treibt! Er brüllt Ale! Und geht an den Bartisch. Leokadja: Macht weiter! Er wird bald nicht mehr herumlaufen, zwischen Euch Verbrechern. Uria: Holt zwei Trommeln aus dem Musik-Bungalow und einen Strick für den Packer Galy Gay. Blody: am Bartisch zu Hiobja Ich will nicht mehr Blody genannt werden, wenn heute Nacht auch nur ein Tropfen Ale über meine Lippen kommt, und ich liebe Sie ungeheuer, Miss Hiobja. Leokadja: Du willst nicht trinken in einer Kantine? Junge, Junge! Willst Du vielleicht meiner Tochter beim Aleabzapfen helfen? Blody Five: Das ist etwas anderes. Zieht die Lederhandschuhe aus und geht voraus hinein. Leokadja: Hier sind die Stricke. Zu Hiobja. Wenn er herauskommt und dann so betrunken ist, dass er eine Telegrafenstange nicht mehr von einem Elefanten unterscheiden kann, sollst Du von Deiner Mama ein Pfund in die Sparkasse bekommen. Hiobja ab. Uria: Bildet einen Kreis um den Verbrecher und verhört ihn und hört nicht auf, bis Ihr die nackte Wahrheit wisst. Galy Gay: Ich bitte, dass ich etwas sagen darf. Uria: Du hast viel gesagt, heute Nacht, Mensch. Es ist wichtig zu wissen, wie der verbrecherische Verkauf des Elefanten Billy Humph zustande kam. Wer weiß, wie die Mann hieß, der ihn öffentlich ausbot? Ein Soldat: Ich. Er hat geheißen Galy Gay. Uria: Wer bezeugt das? Soldaten: Wir bezeugen es. Uria: Was sagt der Angeklagte darauf? Galy Gay: Ich bitte, dass ich in betrunkenem Zustande bin, hoher Gerichtshof und wegen zu vollem Kopfe nichts weiß. Uria: Seid Ihr nüchternen Kopfes? Soldaten: Ja, alle. Galy Gay: So sage ich, dass es vielleicht sein kann, dass es nur eine Sinnestäuschung wäre, und da müssten Sie doch Milde walten lassen, hoher Gerichtshof. Uria: lacht War es ein Mann namens Galy Gay oder nicht? Galy Gay: Es ist einer gewesen, der nicht genannt sein wollte. Aber ich bin es nicht gewesen. Soldaten: murren. Ein Soldat: Ich habe ihn sagen hören, er sei Galy Gay. Uria: Ja, er sagte es immerfort, das habe ich auch gehört, obwohl es keine Ehre ist, so zu heißen, sondern von jetzt ab eine Schande in der ganzen indischen Armee. Was sagst Du dazu? Galy Gay: schlau Ja, wenn ich der Galy Gay wäre, dann wäre ich vielleicht der, den Ihr sucht. Uria: Du bist also nicht der Galy Gay? Galy Gay: Nein, ich bin es nicht. Murmelt. Uria: Und Du bist vielleicht gar nicht dabei gewesen, als Billy Humph versteigert wurde? Galy Gay: Nein, ich bin nicht dabei gewesen. Uria: Aber Du hast gesehen, dass es einer namens Galy Gay war, der den Verkauf vornahm. Galy Gay: hebt bezeugend die Hand wie vor dem die Soldaten Ja, das kann ich bezeugen. Uria: Also willst Du doch dabei gewesen sein? Galy Gay: Das kann ich bezeugen. Uria: Habt Ihr es gehört? Jetzt ist der Mond hochgegangen, und jetzt steckt er in diesem faulen Elefantengeschäft. Was Billy Humph betrifft, so war er doch nicht ganz in Ordnung? Soldaten: Nein, das war er bestimmt nicht. Der Mann sagte, es sei ein Elefant, aber es war gar kei- ner, sondern aus Papier. Uria: So verkaufte er also eine falschen. Darauf steht doch natürlich der Tod. Was sagst Du dazu? Galy Gay: Zuerst war es ein richtiger, dann war es ein falscher, und es ist sehr schwierig, das alles auseinander zu halten, hoher Gerichtshof. Uria: Allerdings. Es ist sehr verwickelt. Aber ich glaube doch, Du musst erschossen werden, weil Du Dich äußerst verdächtig gemacht hast, weißt Du. Habt Ihr nicht davon gehört, dass es gar keinen Galy Gay gibt? Soldaten lachen. Soldaten: Davon haben wir wirklich nichts gehört, Uria. Uria: Ein Gerichtshof lacht nie. Ich habe von einem Soldaten gehört, der, wiewohl er Jip hieß und es bei verschiedenen Appellen auch zugab, doch glauben machen wollte, er heiße eigentlich Galy Gay. Soldaten: Ja, das haben wir auch gehört, wenn Du das meinen solltest. Uria: Genau, das meine ich. Bist Du vielleicht dieser Jip? Galy Gay: Nein, gewiss nicht. Uria: So heißt Du also nicht Jip. Wie heißt Du denn? Galy Gay: Ich bitte, diese Frage gilt nicht, Herr Gerichtshof. Uria: Du weißt also keine Antwort? Dann bist Du also einer, der nicht genannt sein will? Galy Gay: schweigt. Uria: Darauf weißt Du nichts, wie? Bist Du vielleicht jener, der bei dem Elefantenverkauf nicht ge- nannt sein wollte? Darauf schweigst Du also wieder? Das ist ungeheuer verdächtig, fast schon eine Überführung: Jetzt wollen wir alles beraten. Sie gehen ab bis auf zwei. Uria: Jetzt will er schon nicht mehr der Galy Gay sein, aber ich glaube, wir müssen ihn noch mit dem Tode bedrohen. Galy Gay: Könnt Ihr hören, was sie sagen? Soldaten: Nein. Galy Gay: Sagen sie, ich bin dieser Galy Gay? Soldaten: Sie sagen es jetzt nicht mehr sicher. Galy Gay: Ja, nicht wahr? Es ist nicht mehr sicher. Jesse: kommt Ist das nicht Galy Gay, der hier sitzt und gefesselt ist. Soldaten: He, Mann gibt Antwort. Galy Gay: Ich glaube, Du verwechselst mich, Jesse, sieh mich nur genau an. Jesse: Ja, bist Du denn nicht Galy Gay? Galy Gay: schüttelt mit dem Kopf. Jesse: Geht einmal weg, ich muss mit ihm sprechen, da er ja grad zum Tode verurteilt wird. Galy Gay: Ist es so weit? Oh, Jesse, hilf mir; Du bist ein großer Soldat. Jesse: Wie ist es gekommen? Galy Gay: Ja, siehst Du, Jesse, ich weiß es nicht, wir rauchten und wir tranken und ich schwatzte mich um meine Seele. Jesse: Ich hörte drüben, dass es ein Galy Gay ist, der getötet werden soll. Galy Gay: Dann kann ich es nicht sein. Jesse: Ja, bist Du denn nicht Galy Gay? Sieh mir doch in die Augen, ich bin Jesse, Dein Freund. Bist Du nicht Galy Gay aus Kilkoa? Galy Gay: Nein, Du musst Dich täuschen. Jesse: Wir sind zu viert aus Kankerdan gekommen, warst Du denn dabei? Galy Gay: Ja, in Kankerdan, da war ich dabei. Uria: Da kann ich nicht nein sagen. Galy Gay: stößt einen schrecklichen Schrei aus. Uria aber führt den Elefanten am Strick hinaus. Galy Gay: Das war Galy Gay! Das war Galy Gay! Soldaten: herein Ist er weggelaufen? Wo ist er? Leokadja: Hier ist er. Galy Gay: Halt, ich bin es nicht! Er ist eben hinausgegangen. Ich habe ihn gesehen. Haltet ihn! Oh, haltet ihn! Soldaten: Du musst uns für dumm halten, geht jetzt mit, dass Du erschossen wirst. Galy Gay: wirft sich auf den Boden Oh, geht nicht so rasch vor, ich bin nicht der, den Ihr sucht, ach, ich kenne ihn gar nicht, mein Name ist Jip, ich kann es beschwören, Jeraiah Jip, wie mein Vater hieß und meine Mutter vom Tag ihrer Hochzeit an. Würde einer bei seiner Mutter schwören, wenn es nicht wahr wäre? Ich bitte Euch, bedenkt alles, macht nicht zu rasch. Was ist ein Elefant gegen einen Menschen? Und dazu kenne ich ihn nicht einmal, ich habe den Elefanten nicht gesehen, ein Strick war es, den ich gehalten habe. Bitte, geht weg, ich bin ein ganz anderer. Es ist vielleicht nur eine kleine Ähnlichkeit mit diesem Menschen da, dass Ihr mich verwechselt. Ich bin nicht Galy Gay. Ich bin es nicht! Soldaten: Dieser Galy Gay muss eben erschossen werden. Du bist es, kein anderer ist es. Unter den drei Sykomoren von Kilkoa, wird Galy Gay sein Blut fließen sehen. Komm, Galy Gay. Galy Gay: Oh Gott! Es muss ein Protokoll angefertigt werden. Die Gründe müssen aufgeschrieben werden und dass ich es nicht war, auch nicht Galy Gay heiße, alles muss genau überdacht werden, so etwas geht nicht zwischen zwölf Uhr und Mittag, wenn ein Mensch geschlachtet werden soll. Soldaten: Marsch! Galy Gay: Was heißt das: marsch! marsch! marsch!? Soll ich laufen in das Schlachtbeil? Sehen Sie nicht, wie mir die Zunge schon heraushängt. Ich kann sie auch ohne Laufen heraushängen lasse – da! Könnt Ihr nicht einen anderen zusammenschießen? Ich bin nicht, den Ihr sucht. Was ich wollte, war einen Fisch kaufen. Aber wo gibt es hier Fische? Was sind das für Kanonen, die da so rollen? Was ist das für eine Schlachtmusik, die da so schmettert? Nein, ich gehe nicht weg von hier. An das Gras halte ich mich, wenn es auch falsch ist. Ich verlange, dass alles aufhört. Aber warum ist nie- mand hier, wenn sie einen Menschen abschlachten. Oh Uria, Jesse, Polly, helft mir! Uria: zu Leokadja Jetzt geht der Mond auf. Wenn er über Deinem Kantinendach steht, haben wir einen Mann in einen anderen Mann verwandelt, und der Mann rollt weg mit den Waggons. Zu Galy Gay Stehe auf, Mann ohne Namen, und höre, dass das Standgericht von Kilkoa Dich zum Tode verurteilt hat durch elf Flintenläufe. Galy Gay: Das kann nicht sein. Uria: Es passiert Dir aber solches. Höre gut zu, Mann: Weil Du erstens einen Elefanten der Armee gestohlen und verkauft hast, was ein Diebstahl ist, weil Du zweitens einen Elefanten verkauft hast, der kein Elefant war, was ein Betrug ist, und weil Du drittens keinerlei Namen noch Pass zeigen kannst, und vielleicht sogar ein Spion bist oder ein Schwindler, bei beim Appell einen unechten Namen angegeben hat. Galy Gay: Oh, Uria, warum bist Du so zu mir? Uria: wendet sich ab. Kake: Siehst Du, jetzt kennst Du uns plötzlich, was hilft Dein Leugnen? Siehst Du nicht, dass Dein Kamerad sogar weint, weil er Dich verurteilen muss? Uria: Komm also jetzt und halte Dich wie ein guter Soldat, so wie Du es bei der Armee gelernt hast, marsch! Bak: als Galy Gay verkleidet, steht dabei Man sagt den Galy Gays in ganz Irland nach, dass sie überall ihren Nagel einzuschlagen wissen. Galy Gay: Das ist er. Halt! Haltet ihn auf! Da läuft er! Das ist der richtige Galy Gay. Jetzt weiß ich es, dort zwischen den Sykomoren geht er, warum haltet Ihr ihn nicht? Bak geht langsam weg. Uria: Fort mit diesem, er ist betrunken, er schwatzt im Schlaf. Jetzt will er wieder einen zwischen den Sykomoren gesehen haben, der der wirkliche Elefantendieb ist. Galy Gay: Er ist die ganze Zeit dabeigestanden, und ich habe ihn nur nicht gesehen. Uria: Jetzt fort! Marsch. Marsch nach hinten. Dann bringen sie ihn wieder nach vorn. Uria: Platz da! Platz da für den Delinquenten, den das Standgericht zum Tod verurteilt hat. Soldaten: Seht nur, da ist einer, der erschossen werden wird. Es ist vielleicht schade um ihn, alt ist er noch nicht. Der weiß auch nicht, wie er hineingekommen ist. Uria: Halt, willst Du noch einmal austreten? Galy Gay: Ja. Uria: Beacht ihn. Zu Kake und Bak, der wieder da ist Dieser Galy Gay in ihm muss erschossen werden. Soldaten: Was ist? Mach rasch. Galy Gay: Ich kann nicht. Ist das der Mond? Soldaten: Ja, es ist schon spät. Galy Gay: Ist das nicht die Bar der Witwe Begbick, wo wir immer getrunken haben? Uria: Nein, mein Junge, das ist der Schießplatz, und das hier ist die Bist-Du-trocken-Johnny-Mauer. Halloh jetzt, stellt Euch in einer Reihe dort auf und ladet die Flinten, es müssen aber elf sein. Soldaten: Man kann so schlecht sehen bei dem Licht. Uria: Ja, es ist sehr schlecht. Galy Gay: Hört, das geht nicht. Ihr müsst sehen können, wenn Ihr schießt. Uria: zu Kake Nimm die Papierlaterne dort und halte sie neben ihn hin. Er verbindet Galy Gay die Augen. Galy Gay: Es sind doch nur zehn Flinten, das gilt nicht. Bak: Da hat er recht. Wo er recht hat, hat er recht. Aber wo ist ein elfter? Kake: Das ist gleichgültig, einen elften wird man schon finden, die Hauptsache ist, dass das Wässerchen getrübt wird. Soldaten: Ja, das ist immer gut, aber wer soll der elfte sein? Kake: Kann es nicht der sein? Bak: Welcher? Kake: Der, der da steht, Jip, unser Kamerad Jip, warum schießt der nicht mit? Soldaten: Aber das ist doch ganz ausgeschlossen. Jetzt ist doch wieder keiner da, auf den man schießen kann. Kake: Ja, aber wir haben gar nicht Zeit, hört Ihr den nicht, wie die Waggons nach Tibet schon pfeifen? Bak: Aber einer muss es sein. Polly: Ja, kann es denn nicht der sein? Jesse: Ja, der könnte es natürlich sein. Wir müssen gleich an den Knöpfen abzählen, ob es vielleicht der ist. Ja, der ist es, bindet ihn an, das ist der richtige Galy Gay. Uria: Es gibt eben eine Gerechtigkeit auf Erden. Steht, jetzt zähle ich auf drei. Eins! Galy Gay: So, jetzt ist es genug, Uria. Soll ich hier noch stehen bleiben, Uria? Aber warum schaut Ihr alle so schrecklich? Das ist nicht spaßhaft. Uria: Zwei! Galy Gay: lacht Du bist komisch, Uria! Ich kann Dich nicht sehen, weil Ihr mir die Binde vorgebunden habt, aber Deine Stimme ist gerade so, als ob es Dein bitterster Ernst wäre. Uria: Und eins ist – Galy Gay: Halt, sage nicht drei, sonst reut es Dich! Wenn Ihr jetzt losschießt, müsst Ihr mich ja tref- fen. Halt, nein, noch nicht! Hört mich! Ich gestehe! Dass ich nicht weiß, was mit mir geschehen ist. Glaubt mir und lacht nicht: ich bin einer, der nicht weiß, wer er ist. Aber Galy Gay bin ich nicht, das weiß ich. Der erschossen werden soll, bin ich nicht. Und der Galy Gay soll doch erschossen werden. Seit ich zwischen diesen Bäumen unverkennbar wegen zu viel Geredes mich selber sah leibhaftig wandelnd, bin ich zwei: ein bitterlicher und ein noch bitterlicher, von derselben Mutter geworfen. Das Tuch weg, das Tuch weg! Dort ist ein Baum, das weiß sich. Aber ich weiß nicht, wer ich bin, wer ich bin. Uria: Und darum sollst Du erschossen werden. Galy Gay: Wer aber bin ich? Denn ich habe vergessen gestern abend, als es regnetet, wusst ichs. Gestern abend regnete es doch? Ich bitt Euch, wenn Ihr hierher schaut oder dorthin, wo diese Stimme herkommt, das bin ich. Ich bitte Euch ruft die Stelle an, sagt Galy Gay zu ihr oder andere Wörter, erbarmt Euch, gebt mir ein Stück Fleisch! Worin‘s verschwindet das ist der Gaigai und das, woraus es kommt. Mindestens da: so Ihr einen findet, der Vergessen hat, wer er ist, das bin ich. Und den lasst, ich bitte Euch, Noch einmal laufen. Uria: Einmal ist keinmal! Drei! Galy Gay: stößt einen Schrei aus. Uria: Feuer!! Galy Gay fällt in Ohnmacht. Polly: Halt! Er ist ohnmächtig geworden! Uria: schreit Schießt! Dass er es noch hört, dass er tot ist. Sie schießen. Und dann schmeißt ihn dorthin unter den Baum! Leokadja: Und dann: packt ein! Packt ein! Blody Five: kommt heraus Wer schießt hier? Stillgestanden? Leokadja: Hiobja! Uria haut Blody Five von hinten den Hut in den Kopf. Uria: Halt das Maul, Zivilist. Schallendes Gelächter. Blody Five: indem er sich hinter eine Zeitung setzt Ich wollte keinen Tropfen Ale auf meiner Lippe sehen heute. Jetzt bin ich ein Alefass. Dieser Kleine tut einfach, als wisse er nicht, in welcher Gefahr er schwebt und dass es vielleicht seine letzten Erdentage sind. Und in dieser Lage benimmt er sich! Maßlos! Ich muss das Weib haben! Uria: So, jetzt muss er noch dem Erdboden gleichgemacht werden, der seine Nase immer in alles stecken muss. Leokadja: Aber reißt die Wände dabei vollends ein. Es geht gegen 11 Uhr und die Kanonen sind schon verladen. Soldaten: Habt Ihr den Zivilisten da drüben gesehen? Er sieht einem Herrn ähnlich, der ein direkter Rotzhund ist. Ich glaube, es ist ein Verwandter von ihm, sein Bruder. Blody Five bohrt ein Loch in seine Zeitung und fixiert sie. Uria tritt von hinten auf ihn zu und deckt ihm den steifen Melonenhut ab. Uria: Wo haben Sie nur diesen Charakterkopf gekauft? Blody Five: Da sehen Sie, wohin man kommt, wenn man gewissen Leuten nicht immer die Zähne zeigt. Zu Hiobja, die sich zu ihm mit einem Strickzeug gesetzt hat. Aber wo ist denn das kleine Patschepatschehändchen? Ich trinke auch noch etwas Ale. Ach, wenn Sie Mitleid hätten. Hiobja: Wenn Sie sieben Gläser auf mein Wohl trinken, dann werde ich Mitleid haben, Herr Fairchild. Blody Five: Ach, Miss Hiobja, der Kleine hat seinen eigenen Kopf. Hiobja: Wen meinen Sie mit dem Kleinen, Herr Fairchild? Blody Five: Ach, Sie! Sehen Sie, jetzt ist es schon das dritte Glas. Hiobja: Wenn Sie jetzt noch diesen Gentlemen Ihrer Kompagnie beweisen wollten, dass Sie selber wirklich ein umgängliches Savoir vivre haben, dann könnte auch ich manches leichter sagen, was ich so fühle, wenn ich so – – Blody Five: Glauben Sie, dass, wenn ich freundlich wäre mit diesem Pack, man ein wenig dunkel machen würde? Ein Mann oben beim Abdecken spuckt ihm auf den Kopf. Blody setzt den Hut auf. Das ist alles der Kleine. Ungeheuer! Wenn Sie glauben, dass es ginge, dann muss man jedenfalls stark trinken. Wenn man bei Euch einmal ein Auge zudrückt, dann nehmt Ihr gleich die ganze Hand. Auf Galy Gay weisend Was ist denn das da wieder für eine geheimnisvolle Aleleiche? Uria: Ja, es ist für Sie schwer, einen Spaß zu verstehen. Für uns wäre das ja der reinste Weihnachtsabend, wenn Sie gemütlich sein wollten. Blody Five: Geben Sie den Leuten auf meine Kosten eine Runde Whisky, dann können sie in ihre Bungalows gehen bis zu ihrem Abmarsch. Uria: Sehen Sie, jetzt sind Sie schon wieder ausfallend. Sie merken es bestimmt selber gar nicht, dass Sie uns nur forthaben wollen, nicht wahr? Zeigen Sie uns doch zum Beispiel, wie Sie schießen können, Sergeant. Kaum ein Mädchen unter zehn kann einem solchen Kunstschützen widerstehen, wie es der Sergeant ist. Soldaten: Nein, schießen Sie los, Blody! Blody Five: Machen Sie dunkel hier, wenn ich es tue? Sie lachen. Er geht schwankend zum Schanktisch. Hiobja: Ach, Blody, Sie sollten es wirklich für mich tun. Und ich mache dann auch dunkel, wenn Sie wollen. Blody Five: Hier lege ich eine Zigarre hin, hier. Wieviel Schritt wollt Ihr? Soldaten: Vier. Blody Five: geht weit weg Hier ist ein gewöhnlicher Armeerevolver. Eins. Zwei. Drei! Schießt. Hiobja: Die Zigarre ist ganz. Blody Five: Ist sie ganz? Soldaten: Vollständig. Sie ist noch einmal so dick geworden. Aber es ist auch unmöglich, von so weit zu treffen. Nur ein Mann ohne Augenmaß würde das versuchen. Blody Five: Es ist immerhin merkwürdig. Ich dachte, ich könnte sie treffen. Kann man nicht etwas dunkel machen? Ich muss noch diese geheimnisvolle Aleleiche aufdecken. Leokadja: Gleich kannst Du dunkel haben, Fairchildchen! Seid doch mit den Bambusstangen vorsichtiger! Soldat: Ich jedenfalls habe noch nie jemand so anlegen sehen, ungeheuer! Blody Five: Ja, ja, Ihr seid Sauhunde. Soldaten: Bravo! Blody Five: Ihr Urinbehälter! Lacht selber. Alle lachen. Wenn ich zum Beispiel zu Euch sagen würde, Ihr sollt Eure Scheiße ungesalzen fressen, so wäre das nur natürlich. Lachen. Wenn ich Euch das also sagen würde, so kommt Euch das schon milde vor, und es ist tatsächlich eine Milde, die ich kaum verantworten kann. Lachen. Macht Ihr jetzt dunkel? Was ist denn das für eine Aleleiche? Uria: Drei Hochs und ein Glas Whisky für unsern alten Blody! Sie brüllen hoch, er trinkt ihnen zu. Uria: Wie erwarben Sie sich eigentlich Ihren Namen Blody Five? Soldaten: Vormachen! Blody Five: zu Hiobja Soll ich? Hiobja: Oh, Blody? Blody Five: Aber dann macht Ihr sofort dunkel? Das ist also der Dschadseefluss. Soldaten: Witwe Begbick, Ihr seid der Dschadseefluss. Blody: Ihr seid fünf Shiks. Die Hände sind auf den Rücken gebunden. Ich komme mit einem ge- wöhnlichen Armeerevolver. Bewege ihn etwas vor Euren Gesichtern herum, und sage: Dieser Revolver hat schon mehrere Male versagt. Man muss ihn ausprobieren. So. Darauf schieße ich hier, Fall um, Du da! Bum! Und so dann vier weiter Male ab. Das war das Ganze, meine Herren. Alle klatschen. Macht dunkel! Soldaten: Sie sind ein wunderbarer Mensch, Blody! Es geht von Ihnen etwas aus, dass man schau- ert. Sie müssen auch eine ungeheure Lendenkraft besitzen, wie? Und dabei sind Sie so ein netter Mensch. Und im Grunde gutmütig, wenn man sie erst näher kennenlernt. Polly: Um Himmels willen, die Laternen aus, Jip wacht auf! Leokadja: Schmeißt sie herunter! Geh sofort hinaus, Hiobja! Blody Five: Wollen wir nicht einen kleinen Step tanzen? Singt und tanzt. Zwei Augen und ein purpur- ner Mund… Leokadja: Packt meine Kantine vollends zusammen, ich mache Blody fertig. Blody Five: Hiobja! Hiobja! Wo ist Deine Hiobja? Jetzt muss ich hinauf, sonst vergewaltige ich die verdammte Aleleiche da! Leokadja: Komm Du Fleischsack! Blody Five: Gut, komm Du her, Du altes Kanalrohr! An die Wand mit Dir! Weib ist Weib! Leokadja: im Abgehen Die Wand weg, das Dach ins Futteral, den Bartisch und das Pissoir zuletzt! Beide ab unter dem Gelächter der Soldaten. Uria: Packt die Orchestrionskiste da und stellt einen hübschen Leichenzug zusammen. Wir müssen unserm Mann für Lebenszeit einhämmern, dass dieser verfluchte Galy Gay zu unseren Vätern ver- sammelt ist. Jesse: zu Galy Gay Lehne Dich an diesen Sykomorenbaum, lass Deine Augen zu und höre, was ich Dir sage, Jip! Bei der Armee gibt es keinen Widerstand. Du bist Jeraiah Jip aus Tipperary. Soldaten: bringen auf der Schulter die Orchestrionskiste, singend Jetzt trinkt er keinen Whisky mehr… Galy Gay: Wer ist das, den sie da bringen? Jesse: Das ist einer, der in letzter Minute erschossen wurde. Galy Gay: Wie heißt er? Jesse: Warte einen Augenblick! Wenn ich mich nicht irre, so hieß er Galy Gay. Galy Gay: Und was geschieht jetzt mit ihm? Jesse: Mit wem? Galy Gay: Mit diesem Galy Gay? Jesse: Jetzt wird er begraben. Polly: Ist das nicht Jip? Jip, Du musst gleich aufstehen und bei dem Begräbnis dieses toten Galy Gay die Rede halten, denn Du hast ihn doch gekannt, besser als wir vielleicht. Galy Gay: Ja. Jesse: Dann geh nur zwischen den Gummibäumen auf und ab und mach die Trauerrede auf Galy Gay fertig! Uria: zu den Soldaten Stellt die Sargkiste nieder und hebt das Grab aus mit Euren Brotmessern, bis die Leichenrede fertig ist. Galy Gay geht zwischen den Gummibäumen herum, neben ihm, immer mit ihm umkehrend Jesse und Polly. Jesse: Ich sage Dir, Du bist Jip, Jeraiah Jip aus Tipperary. Galy Gay schüttelt den Kopf. Galy Gay: Meine Mutter im Kalender Hat verzeichnet Den Tag, wo ich herauskam, und der schrie, das war ich. Dieses Bündel von Fleisch, Nägeln und Haar, das bin ich, das bin ich. Jesse: Ja, Jeraiah Jip, Jeraiah Jip aus Tipperary. Galy Gay: zu Uria, der das Grab ausschaufelt Uria, was machst Du da? Uria: Ich hebe das Grab aus für Galy Gay. Galy Gay: Ist das die Kiste, in der er drin liegt? Polly: Der Mond! Jesse: Jetzt steht er zwei Handbreit über dem Kantinendach! Jetzt ist die Entscheidung da! Uria: Jetzt wissen wir wirklich nicht, für wen eigentlich sich der hält! Lüpft er jetzt den Deckel oder lüpft er ihn nicht? Galy Gay: zu Polly War es ein guter Mann oder ein schlechter? Polly: Oh, das ist ein gefährlicher Menschen gewesen. Galy Gay: Ja, schließlich ist er auch erschossen worden. Da war ich dabei. Das Leben ist eins der eigentümlichsten. Auskriechend aus einer Fall-Grub hat einer viel Platz, einer nur ein kleines Loch. Sein eines Bein muss er da lassen und den Kopf vielleicht, Mitnehmend Leber und Magen. Woran erkennt der Galy Gay, dass er selber der Galy Gay ist? Wird abgehackt sein Arm ihm. Drum säh ich gern hinein in diesen Trog, dieweil das Herz an seinen Eltern hängt. Jedoch hab ich nicht angesehen diesen Elefanten den auch kein Elefant für einen Elefanten gehalten hätt, drück ich ein Auge zu was mich betrifft und diesen Leichnam da und lege ab was unbeliebt an mir und sag nicht nein und bin angenehm. Er steht auf und geht zu den Gummibäumen hinter. Auch ist nach meiner Ansicht der Unterschied zwischen Ja und Nein nicht so groß. Und wenn der Gaigai nicht der Gaigai wär so wär der doch einer Mutter trinkender Sohn die eines anderen Mutter wär wenn sie nicht seine wär, tränk also doch Und wär im März erzeugt, nicht im September, nur ausgenommen der Fall, er wäre statt im März erst im September dieses Jahres oder schon in dem September des vorherigen erzeugt was ausmacht den Unterschied von einem kleinen Jahr der einen Mann zu einem andern Mann macht. Und da ich der eine und der andere bin wir sehn nach Wetter und Wind das zusammen nässt und trocknet und stärken uns am Essen. Reis. Soldaten: sagen von hinten durch Einsteigen! Uria: Deine Leichenrede, Kamerad Jip, Deine Leichenrede! Galy Gay: Hebt also dieses Orchestrion der Witwe Begbick mit dieser geheimnisvollen Leiche im Innern zwei Fuß hoch und senkt sie sechs Fuß tief in die Erde von Kilkoa da und hört seine Begräbnisrede, gehalten von Jeraiah Jip aus Tipperary, welches sehr schwierig ist, weil ich nicht vorbereitet bin. Aber dennoch: Hier ruht Galy Gay, ein Mann, der erschossen wurde. Er ging weg, einen kleinen Fisch zu kaufen am Morgen, hatte am Abend schon einen Elefanten und wurde in der selbigen Nacht noch erschossen. Glaubt nicht, meine Lieben, er war der nächste Beste, solang er lebte, er hatte sogar eine Strohhütte am Rande der Stadt und auch sonst noch einiges, worüber man allerdings besser schweigt. Es war ein großes Verbrechen, das er beging, der ein guter Mann war, man mag sagen, was man will, und eigentlich war es ein kleines Versehen, und ich war zu sehr be- trunken, meine Herren, aber Mann ist Mann, und darum musste er erschossen werden. Und jetzt ist der Wind schon beträchtlich kühler, wie er immer ist gegen Morgen zu, und ich denke, wir gehen weg von hier, es ist auch ungemütlich. Soldaten: klatschen. Galy Gay: Aber warum seid Ihr da alle so bepackt? Polly: Ja, wir müssen diese Nacht noch in die Waggons nach Tibet. Galy Gay: Ja, warum bin dann ich nicht bepackt? Polly: Hier, Käptn, bitte, hier sind Deine Sachen, Käptn. Galy Gay: Was? Diese schmierige Kochkiste soll ich auf meinen Rücken schallen! Das ist ungeheuer! Soldaten: lachen Diesen Tornister könnt Ihr ihm nicht geben, der Käptn, das ist ein Mann, der weiß, was für ein Tornister ihm zusteht. Galy Gay: Also was ist es? Her mit Eurem Dreck, ich muss überhaupt zwei Tornister haben. So etwas ist noch nie vorgekommen, ich werde Euch zeigen, was mit Jeraiah Jip aus Tipperary auf sich hat. Polly: Hier mein bestes Repetiergewehr für den Käptn. Jesse: Hier, meinen Tornister. Polly: Und drei Cheers für unseren Käptn. Leokadja: Und meine Kantine? Kinder, meine Kantine! Galy Gay: So, nun nimmt jeder einen Bambusstecken mit nach Tibet, dass alles in Ordnung kommt. Soldaten tragen ein Paket in die Waggons: Den menschlichen Taifun. Den brauche ich auch in Tibet! Polly: Wenn jetzt nicht gerade selber mit auf der Landstraße antrabbt, sind wir über alle Berge! Unter Absingen von: »It‘s a Long Way To Tipperary« entfernen sich alle nach hinten. Vor dem Camp Kennzeichen einer Armee in Bewegung. Jip kommt des Wegs mit »It’s a long way to Tipperary«. Leokadja und Hiobja kommen auch des Wegs. Hinter einem Baum aber steht Blody Five mit einem Revolver in der Hand. Leokadja: Da kommt einer, der sieht aus wie ein Staubhaufen, den ein Unglückswind einherweht. Halloh, Herr Soldat, wohin des Wegs? Jip: Für mich sind alle Sergeanten der Armee so viel! Geste. Aber wissen Sie vielleicht, wo ist die achte Kompagnie, und wo ist ihre Maschinengewehrabteilung, drei Leute im ganzen? Leokadja: Das sind sicher diese vier, die die größten Schurken der Mama sind. Sie meinen sicher Herrn Uria und seine Kameraden. Jip: Gerade die meine ich. Wo sind sie? Ich muss sie unbedingt sprechen. Leokadja: Einer hat rote Haare wie Sie, nicht wahr? Jip: Nein, ein Rothaariger kann nicht dabei sein. Leokadja: Doch. Und er heißt Jeraiah Jip. Jip: Jeraiah Jip? So heiße ich doch. Blody Five: tritt hervor Sagten Sie, Sie heißen Jeraiah Jip? Leokadja: Wollt Ihr nicht eine Flasche Ale haben? Die vier Soldaten kommen mit »It‘s a long way« und einem Maschinengewehr. Jesse: Das Ganze halt! Das ist die Grenze des eisstarrenden Tibet, über das wir marschieren wer- den, ehe die rote Sonne morgen früh sich erhebt. Blody Five: hinkt, auf Jip gestützt, aus dem Gestrüpp Ach! zu Galy Gay, zeigend auf Jeraiah Jip Hört, Ihr Salzsäulen und Du Geheimnis von Kilkoa. Der Mann ist nicht Dein Bruder und ist auch nicht Du selbst und heißt doch wie Du – Jeraiah Jip! Wer ist der Mann? Die Drei stehen erstarrt wie Salzsäulen, aber Galy Gay tritt hervor aus ihrer Reihe, zugehend auf Jeraiah Jip und ihn niederschlagend mit einem Kinnhaken.
Die Kantine der Witwe Begbick in grauer Frühe Draußen Lärmen von Aufbruch und Abmarsch. Jeraiah Jip: So ist wirklich keiner unter Euch, der mich kennen will? So hört mich an und merkt Euch, was ich Euch sage. Ihr seid sehr harte Leute und Euer Ende kann man sich heute schon an den Fingern abzählen. Und dazu kommt noch mein Fluch, der heißt so: Die Sonne von Tibet soll Euer Mark aussaugen und Ihr werdet nicht mehr die Hafenglocke von Harwich hören, Ihr Teufel! Ihr sollt aber marschieren bis an Ende der Welt, und dann sollt Ihr umkehren und das alle mehrere Male. Der Teufel selber, Euer Lehrer, wird Euch nicht mehr um sich haben wollten, wenn ihr alt seid. Und Ihr sollt weiter marschieren müssen. Mit »It‘s a long way to Tipperary« durch die Wüste Gobi bei Tag und bei Nacht über die grünenden Roggenfelder von Wales und das wird über Euch kommen, weil Ihr einen Kameraden in der Not verraten habt. Die Drei schweigen. Aber wenn Ihr mir jetzt nicht Papiere verschafft, werde ich Euch meinem Freund Blody Five überge- ben. Ich höre, man nennt ihn den menschlichen Taifun. Galy Gay: Uria geh und hole die Papiere dieses gewissen Galy Gay, mit dem Ihr mich eine Zeitlang beschwindelt habt. Es ist ein Irgendwer, der nicht einmal einen Namen hat, und bei Euch sich sein Stück Fleisch herausschneiden möchte, wenn ich nicht wäre. Er übergibt Jip den Pass. Ihr Diener, Herr. Jip ab. Polly: Das, was uns jetzt noch übrigbleibt, ist, uns an die Wand lehnen mit Augen zu und Hände an die Hosennaht, und warten, bis sie uns an die Johnnybistdutrocken-Mauer abholen. Sie tun es. Galy Gay: sitzt Ich muss sagen, dass ich im Großen und Ganzen zufrieden bin. Natürlich brauche ich jetzt noch einige Whiskys und muss mich auch nach der Decke strecken. Ich habe einen größeren Magen wie Ihr, aber Ihr könnt mir ja von Euren Reisrationen immer etwas ablassen. Ein Mann, der in den Niederungen geweilt hat, wo der Tiger den Jaguar nach seinen Zähnen fragt, ein solcher tut gut, sich nach der Decke zu strecken. Denn seht Ihr, allenthalben wollen sie einen heutzutage um seinen Namen bringen. Mich natürlich würdet Ihr da nie täuschen. Ich weiß, was ein Name wert ist. Oh, Ihr Knäblein, warum habt Ihr mich statt Galy Gay nicht gleich Garniemand genannt. Das sind gefährliche Späße. Sie hätten genauso gut böse ausgehen können. Aber ich sage: Schwamm drüber, ausstrei- chen, sich vertragen und wenn Ihr mir Eure Reisrationen immer ehrlich herstellt, dann will ich mit Euch noch einmal ein Auge zudrücken. Blody Five: herein So. Der Moment ist gekommen, wo mit Blut aufgewaschen wird. Ich will damit sagen, dass die behördlichen Untersuchungen über gewisse Späße hauptsächlich in der berüchtigten Kantine der Witwe Begbick knapp vor dem Abschluss stehen. Es ist bereits so ernst, dass das Strafgericht sogar vor einem alten Soldaten nicht zurückscheuen wird. Das alles wird stündlich furcht- barer. Jetzt schon ist eine Maschinengewehrabteilung von mir als reif für die Johnnybistdutrocken- Mauer befunden worden. Und das seid Ihr. Ihr gewährt einen beinahe durchaus finsteren Eindruck. Ihr könnt auch gleich mit hinausgehen, dass ich mit Euch unter vier Augen Erinnerungen auffrische. Den aber, der anscheinend vor Angst den letzten Rest von Schamgefühl verloren hat, den spare ich mir noch auf. Marsch! Mit den Dreien ab. Leokadja: Das ist ja furchtbar. Er ist wieder ganz auf der Höh. Er redet leise wie ein Karpfen, und stolziert herum wie ein Berghuhn. Aber er ist wieder furchtbar wie am ersten Tag. Hiobja: lacht Oh, ich weiß, warum er herumstelzt wie ein Berghuhn und warum er so leise mault wie ein Karpfen und dass es etwas Furchtbares ist, was er gemacht hat. Leokadja: Wünschen Sie noch etwas, lieber Herr Jip. Galy Gay: Einige Cocktails und eine Zigarre, Witwe Begbick. Leokadja: setzt sich zu ihm Heute noch Herr Jeraiah Jip geht ein Mann über die Grenze von Tibet, der von der Art jener alten großen Soldaten ist, die in früherer Zeit die Armee schrecklich machten. Fünf von ihnen waren für eine Frau lebensgefährlich. Sie raucht ebenfalls eine Zigarre. Ich habe Beweise, dass in der Schlacht am Chazeefluss nicht die schlechtesten Jungens in der Kompagnie an meine Küsse gedacht haben. Eine Nacht bei Leokadja war etwas, wofür Leute den Whisky aufgaben und die Schillinge zweier Löhnungen zusammensparten. Sie hatten Namen wie der Tschingiskahn, bekannt von Kalkutta bis Couch Behar. Eine Umarmung der beliebten Irländerin brachte ihr Blut in Ordnung. Lest in der Times nach, mit welcher Ruhe sie kämpften in den Gefechten von Bourabay, Kamatkhura und Daguth. Galy Gay: Ich denke mir, dass Tibet für eine Frau von Ihrem Alter noch nicht zu hügelig ist. Leokadja: In der Tat, ich glaube, es wird eine gute Zeit für mich. Eine Art Frühling. Ich würde Spirituosen verkaufen und die feineren Beefsteaks liefern. Es hängt natürlich immer von dem Mann ab. Galy Gay: Witwe Begbick: Mann ist Mann. Auch Sie sind eine Frau, wie man sie in unseren Zeitläuften kaum noch antrifft. Und der Name Jeraiah Jip, mag er jetzt vielleicht noch manchem unbe- kannt sein, hat eine Zukunft, wie vielleicht wenige. Soldat: herein Die Maschinengewehrleute sind zum Ameisenhaufen verurteilt worden. Aber dem vier- ten Mann soll es noch übler ergehen. Er hört auf den Namen Jeraiah Jip. Wer ist der da? Hiobja: Das ist er. Jeraiah Jip ist der vierte Mann. Soldat: Ich mag nicht mit ihm in einer Stube getroffen werden. Ab. Leokadja: Haben Sie schon, was Sie sagen werden, wenn Sie vor Blody Five kommen? Galy Gay: Noch nicht. Aber beunruhigen Sie sich nicht meinetwegen. Man sagt den Jips nach, dass sie ihren Mantel nach dem Wind zu hängen wissen. Man hört das Rasseln der Kanonen, das Humpf Humpf der Elefanten, dem Marschschritt der Armee. Leokadja: Es ist eben doch sehr weit nach Tibet. Galy Gay: Nicht zu weit für eine Frau in Ihrem Alter. Leokadja: Ich würde Spirituosen verkaufen. Aber da sorge ich mich gar nicht. Galy Gay: Ich könnte Ihnen beim Schreiben behilflich sein. Leokadja: Da haben Sie recht. Aber Sie sollten wirklich etwas tun, um aus dieser Sache mit Blody Five herauszukommen. Galy Gay: Ein Soldat glaubt natürlich, so ein Sergeant ist der Tschingiskhan. Aber wissen Sie, ein Geschäftsmann sieht die Dinge anders. Er lässt, wie man sagt, die Kirche beim Dorf oder den Arsch am Hosenboden. Der Soldatenstand ist sehr schön, aber anstrengend. Außer im Camp. Da habe ich niemals eine so gute Zeit gehabt wie im Camp, nichts zu tun als rauchen und betrügen! Wissen Sie, ein Mann muss immer sehen, dass er nach einiger Zeit, die der Unterhaltung gewidmet ist, auf der geschäftlichen Seite wieder etwas drehen kann. Ich denke da, was meine Einheirat in Witwe Begbicks Kantine betrifft, z. B. an einen Tabakverschleiß. Leokadja: Der Tabak trocknet eben leicht aus. Galy Gay: beunruhigt Meinen Sie? Das macht mir aber ernstlich Kopfzerbrechen, Begbick. Leokadja: Nun, es muss einem im Leben eben auch etwas einfallen. Zu Hiobja Was sagst Du dazu, wenn während des Feldzugs in Tibet ein Herr so freundlich wäre, und mir ein wenig zur Hand ginge, in jeder Beziehung. Hiobja: Gar nichts. Ich sage da gar nichts, wenn alte Leute sich immer noch nicht beherrschen können. Sie bekommt von ihrer Mama eine Maulschelle. Galy Gay: Als Familienvorstand müsste ich natürlich unbeschränkte Machtbefugnis haben. Ich sage Ihnen offen, Witwe Begbick, bei Jeraiah Jip würde jede Frau in dieser Hinsicht auf Granit beißen. Ein Mann ohne gültige Unterschrift ist fast so wenig wie ein Mann ohne Namen. Soldat: herein Du sollst sofort zu Blody kommen. Deine Sache steht nicht gut. Galy Gay: Du, sag ihm, ich kann momentan nicht. Soldat: Glaubst Du eigentlich nicht, dass so etwas allein schon einem Soldaten seinen Kopf kosten kann? Ab. Galy Gay: Witwe Begbick, meinen Sie nicht, dass ich fliehen kann, wenn Sie mir einen Hut geben? Leokadja: Hier mitten in der ganzen Division? Steht es denn so? Ja, warum sagen Sie das erst jetzt? Ich dachte, wenn Sie rauchen… Galy Gay: Ja, das war eine Dummheit. Ich dachte mir wahrscheinlich, mir fällt noch etwas ein. Leokadja: Ja, das ist ungeheuer. Setzt sich schwer. Jetzt schwimmt wieder alles hinunter. Hiobja: lacht Es ist Ihnen aber nichts eingefallen? Leokadja: Halt Dein Maul. Hiobja: Aber mir ist eben doch etwas eingefallen. Galy Gay: Was wäre das? Hiobja: Ich könnte Ihnen vielleicht von diesem Tiger von Kilkao etwas sagen, was ihm als Mann ziemlich peinlich wäre. Galy Gay: Oh Gott, sagen Sie alles, was Sie wissen. Hiobja: Ja, das ist nämlich das einzige dünne Haar, an dem Ihr Strohhalm noch hängt! Und dieses Haar bin ich, Hiobja Begbick, mein Herr. Leokadja: Dann mach Dein Maul auf, Du Strohhalm. Galy Gay: Was ist es? Hiobja: zu Leokadja Damit Du Deinen Mann hast? Nein, dann muss Hiobja Begbick zuerst einen Mann haben. Und zwar den, den sie vom Tode errettet hat. Leokadja: Das ist ungeheuer. Oh, Du Abschaum! Mein einziges Kind, für das ich allezeit mein Herzblut hingegeben habe! Hiobja: Ach, von mir sagen noch alle, dass ich die Blume bin auf dem staubigen Weg der Soldaten von Indien. Aber von Dir weiß jeder, dass Du überhaupt schon aus dem Mund riechst. Leokadja: mit höhnischem Gelächter Sie weiß was! Sie weiß was! Hiobja: Jawohl, ich weiß was! Leokadja: Einen Dreck weißt Du! Hiobja: Den Strohhalm weiß ich! Aber Dir sage ich es nicht. Ihm sag ich’s. Kommen Sie, Jip, Sie wer- den sehen, dass es der Strohhalm ist. Dir werde ich’s sagen, Jipy. Jetzt werde ich Dir sagen, was der Tiger von Kilkoa Furchtbares gemacht hat. Galy Gay: Was? Was? Was? Hiobja sagt ihm etwas ins Ohr. Galy Gay versteht nicht gleich. Hiobja: Darum geht er doch herum wie ein Stelzhuhn. Galy Gay: Darum geht er herum wie ein Stelzhuhn. Hiobja: Und darum redet er auch so leise wie ein Karpfen. Galy Gay: Darum redet er so leise. Hiobja: Ja, wenn er laut redet, so ist es gerade so, wie wenn ein Steinesel schreit. Galy Gay: lacht Das ist allerdings der Strohhalm. So, jetzt wird dieser verfluchte Jeraiah Jip aber der ganzen indischen Armee zeigen, wo dem Tiger von Kilkoa seine Stockzähne fehlen. Geh also hinaus, Hiobja, in den Kampf und sage der Armee, dass Jeraiah Jip in einer Minute mit dem Tiger von Kilkoa reden wird. Sie soll kommen und hören, wie der Steinesel redet. Hiobja: Verlass Dich darauf, Jipy, ich bring Dir den ganzen Kampf ans Fenster. Ab. Galy Gay: setzt sich zu Leokadja Es war mir wirklich heiß geworden. Aber nach Tibet können wir jetzt ruhig gehen, Keddy. Klopft ihr aufs Hinterteil. Leokadja: Ja, aber Hiobja… Galy Gay: Hiobja! Na, wem gehört die Kantine? Leokadja: grinst Mir. Galy Gay: Na also. Blody Five steht schrecklich lächelnd in der Tür. Leokadja: Obacht! Laut Jetzt kommt es also zum Abmarsch über die Grenze nach Tibet. Da ist auch schon der Sergeant, Dich einzuladen. Ich werde Dir rasch noch Deinen Tornister packen und eine Flasche Toddy in Wolle einwickeln. Wirst Du mit den anderen marschieren oder wirst Du mit dem Bagage-Auto fahren? Deiner Füße wegen, Jipy? Ab. Im Kantinenfenster tauchen die Gesichter von Soldaten auf. Blody Five tritt näher. Galy Gay zeigt auf einen Stuhl. Blody setzt sich verblüfft, lächelt aber schrecklich. Er spricht unnatürlich leise. Blody Five: Wie fühlst Du Dich, Du Geheimnis von Kilkoa? Kalt Wer sind Sie eigentlich? Galy Gay: Ein Mann. Mit Namen Jeraiah Jip. Und Mann ist Mann, Jungs. Aber kein Mann ist kein Mann. Sieht ihn seinerseits entsetzlich an. Dann reißt er das Fenster auf. Eine kleine Frage, Sergeant! Ein Mann, der kein Mann mehr ist, schreit, wenn er schreit, wie ein Steinesel. Warum, Lionel Fairchild, Sergeant der indischen Armee, sprechen Sie so leise? Soldaten: Hallo, Blody! Galy Gay: Nummer zwei. Ein Mann der sich seiner Männlichkeit begeben hat, der geht nicht mehr wie ein Soldat. Warum, Tiger von Kilkoa, gehen Sie wie ein Stelzhuhn. Soldaten: lachen Mach Dein Maul auf, Tiger von Kilkoa. Galy Gay: Nummer drei. Ein Mann, der, an der Grenze von Tibet, in einem Reisfeld, von keinem Mann erspäht, aber erspäht von einem jungen Mädchen, seine armeebekannte Sinnlichkeit vermittels eines Messerchen mit der Wurzel ausriss, schreit, wenn er schreit, wie der Steinesel schreit. Sergeant Blody Five, menschlicher Taifun, wie ist es, wenn Sie schreien? Soldaten: lachen lauter Halloh, Taifun, brüll! Blody Five: brüllt Mann ist Mann. Aber Blody Five ist Blody die Stimme kippt in einen dünnen Fistelton über Five. Soldaten: brüllen vor Lachen Er hat sich seine Männlichkeit abgeschnitten! Er hat sich kastriert! Galy Gay entblößt lächelnd seine Oberzähne, und setzt sich. Das Lachen pflanzt sich nach hinten fort. Es ist bald, als ob die ganze indische Armee lacht. Von diesem Lachen hinweggespült geht Blody Five ab. Ein Soldat im Fenster zeigt mit dem Finger auf Blody Five. Der Soldat: Das war der menschliche Taifun! Und da er zeigt auf Galy Gay sitzt jetzt dieser Jeraiah Jip, der ihn abgeblasen hat wie in Abrahams Schoß! Der lässt uns noch alle köpfen! Morgenrot. Militärmusik. »It’s A Long To Tipperary«. Up to mighty London Came an Irishman one day As the streets are paved with gold Sure, everyone was gay Singing songs of Piccadilly, Strand and Leicester Square Till Paddy got excited And he shouted to them there… It’s a long way to Tipparary, It’s a long way to go. It’s a long way to Tipperary To the sweetest girl I know! Goodbye Piccadilly, Farewell Leicester Square! It’s a long long way to Tipperary, But my heart's right there. Paddy wrote a letter To his Irish Molly-O, Saying, „Should you not receive it Write and let me know!“ „If I make mistakes in spelling, Molly dear,“ said he, „Remember, it's the pen that's bad, Don't lay the blame on me! It’s a long way … Molly wrote a neat reply To Irish Paddy-O Saying Mike Maloney Wants to marry me and so Leave the Strand and Picadilly Or you'll be to blame For love has fairly drove me silly: Hoping you're the same! It’s a long way … That's the wrong way to tickle Mary, That's the wrong way to kiss! Don't you know that over here, lad, They like it best like this! Hooray pour le Francais! Farewell, Angleterre! We didn't know the way to tickle Mary, But we learned how, over there! It’s a long way … Irgendwo in Nord-Frankreich, Anfang September 1914. Vier Wochen nach Ausbruch des 1. Weltkriegs bremsen französische Truppen den deutschen Vormarsch. Britische Truppen sind als Verstärkung auf dem Weg zur Front, sie bringen neben Kriegsmaterial auch einen neuen Song mit. It's a Long Way to Tipperary wird unglaublich populär. Weil der Song nicht vom Heldentod, sondern von der Heimat handelt. Auch deutsche Kriegsgefangene singen das Lied.
AUSRADIERTZENSIERT „Mann ist Mann“ 01
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AUSRADIERTZENSIERT   13. April 2022
»Eine Zensur findet nicht statt.« (Artikel 5GG) Denkste! Das »Jahrundertunternehmen« (NZZ) der Großen Brecht-Ausgabe (GBA) verleugnet der Brecht-Verlag seit jetzt fast 20 Jahren, obwohl die GBA als epochemachendes deutsch-deutsches Projekt begonnen und unter den neuen Bedingungen der Wiedervereinigung 2000 erfolgreich ab- geschlossen wurde. Die GBA weist, weil sie von den Brecht-Erben zensiert, in der DDR sabotiert und von den Verlagen Suhrkamp und Aufbau nach der Wende fallenge- lassen wurde, viele Fehler auf, die Suhrkamp nicht bereit ist, durch Einzelausgaben zu korrigieren. Sie liegen seit 2007 auf dem Tisch der ABB und könnten gedruckt werden. Deshalb richten wir die Rubrik ►Ausradiert / Zensiert◄ in diesem BLOG ein. Hier erscheinen die unterdrückten Brecht-Texte exklusiv - nur bei uns! Der erste Text ist das >Lustmordspiel mit Jazzmusik<: Mann ist Mann in seiner Urfassung vom Herbst 1925 (Erstdruck); später folgen: 1. Lenins rote Horrorarmee: Der Gesang der Soldaten der roten Armee. 2. Der politische Bazillus für Massenpsychosen: Eine Befürchtung. 3. Lindberghflug (mit Kurt Weill und Paul Hindemith) (wird fortgesetzt).