»Sind Sie Jude? – Nein. –
Warum stehen Ihre Bücher als
undeutsch auf der schwarzen
Liste? – Die Nationalsozialisten
halten nur einen Teil aller
Deutschen für Deutsche.«
(Bertolt Brecht 1933; GBA
26,299)
1989 trat das vom SED-Regime ver-
steckte eigene Nazi-Gesicht und seine
>unbewältigte< Vergangenheit wieder
offen zu Tage. In der Nacht vom 4. zum 5.
Mai 1990 wurde das Grab von Bertolt
Brecht und Helene Weigel auf dem
Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin
versaut. Die >Judensau< ist häufiges Bildmotiv der christlichen Kunst und heute noch z.B. am
Kölner Dom (Foto) oder in St. Peter und Paul in Brandenburg (Havel) zu bewundern.
„Eine Art klebriger Kitt“
Nachtrag zum Nachtrag: 1989-2022ff, Teil 01
In der Nacht vom 4. zum 5. Mai 1990 wurde das Grab von Bertolt Brecht und Helene Weigel auf dem Dorotheenstädt-
ischen Friedhof in Berlin versaut.
Antisemitismus-Beauftragter Dr.Felix Klein zum
Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2022:
Antisemitismus
sei
»eine
Art
klebriger
Kitt«
für
die
ver
-
schiedenen
Protestgruppen,
von
vermeintlich
unbedarf
-
ten
Bürgern,
über
Esoteriker,
Verschwörungsanhänger,
»Prepper«,
Reichsbürger
bis
hin
zu
Rechtsextremisten.
Klein
begrüßte,
dass
Strafverfolgungsbehörden
viel
konsequenter
wegen
Volksverhetzung
ermitteln,
wenn
NS-Verbrechen
verharmlost
würden.
Diese
monströsen
Verbrechen
heute
gedanklich
zu
fassen,
sei
fast
unmög
-
lich.
»Aber
wichtig
ist,
diese
Geschichte
anzunehmen,
wie
eine
Art
Erbschaft
oder
Vermächtnis,
was
aber
nicht
ausgeschlagen werden kann«, sagte Klein.
Dr. Gregory Mohr, Filmwissenschaftler, FBW (Deutsche Film- und
Medienbewertung) am 26. Februar 2021 an Jan Knopf:
»Vielleicht ist die Darstellung des Seymour Nebenzahl eine stereotype oder
eine im Sinne der Dramaturgie stehende funktionalistische, die aber keines-
falls auf seinen Glauben rekurriert. Eine antisemitische Tendenz haben un-
sere Jurymitglieder daher nicht gesehen – ebenso wenig ist eine solche
Tendenz in der Filmkritik abgebildet.
Unsere ehrenamtlichen Gutachter*innen sind allesamt Filmexpert*innen, die
Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm auf Grundlage unserer Kriterien in
der Kategorie Spielfilm bewertet haben. Unabhängigkeit ist das erste Prinzip
der FBW.«
Antisemitismus-Beautragter Dr. Felix
Klein
»In
frei
erfundenen
Szenen
stellt
er
[der
Film
die
Figur
Nebenzahl]
als
schmierigen
Geschäftsmann
dar
–
so
haben
schon
die
Nationalsozialisten
den
jüdischen
Filmproduzenten
gebrandmarkt,
bevor
sie
ihn
im
März
1933
verjagt
und
seine
Filme
verbo
-
ten
haben.«
║
»Das
[die
Vermischung
von
Zitaten]
wäre
in
einer
Fiktion
durchaus
hinzuneh
-
men,
wenn
Lang
nicht
dieses
verfälschte
Bild
als
historische
Wirklichkeit
ausgeben
und
sein
Puzzle
nicht
dazu
benutzen
würde,
um
Nebenzahl
und
seine
Nero
Film
zu
diffamieren.«
║▐
»Durch
diese
fortgesetzten
Manipulationen
[entsteht]
gänzlich
negativ
verzerrtes
von
Nebenzahl.
Mit
dem
Hinweis
im
Vorspann,
dass
alle
Äußerungen
von
Brecht
auf
authenti
-
schen
Zitaten
beruhen,
suggeriert
Lang
dem
unvoreingenommenen
Publikum,
dass
er
in
seinem
Film
ein
historisch
wahres
Bild
der
Personen
und
ihres
Streits
zeichnet.
Fatalerweise
hat
seine
Methode
Erfolg,
sogar
Filmkritiker
nehmen
Langs
Film
als
bare
Münze [folgen Beispiele]«. (Dreigroschenheft 1/2021)
Information für die Weill- und Brecht-Forschung zur Wissenschaftlichen
Beratung im „Dreigroschenfilm“ von 2018
In meinem Beitrag „Hoppla“ – Auch Du Bertie? Nazi-Folklore im „Dreigroschenfilm“ von 2018 im
Dreigroschenheft 3/2021, S. 34-37, hatte ich u.a. die Frage gestellt: „Waren sie überhaupt dabei?“,
nämlich Joachim Lucchesi und Jürgen Schebera als Wissenschaftliche Berater am „Dreigroschenfilm“,
wie sie im Abspann des Films und im Begleitheft zum Film ausgewiesen sind.
Der Intendant des SWR, Prof. Dr. Kai Gniffke, hat freundlicherweise in einem Schreiben (per Mail)
vom 18. Januar 2022 an mich die Frage beantwortet. Danach gilt:
Joachim Lucchesi und Jürgen Schebera haben „wissenschaftliche Beratung geleistet“ bzw. „den Film
wissenschaftlich beraten“. Dazu „fanden mehrere Beratungsgespräche statt“, in denen es sowohl um
die Musik wie „ebenso um das Gesamtprojekt“ ging; auch "schriftliche Beratungen sind erfolgt". Die
Gespräche haben „selbstverständlich nicht vor Ort“ stattgefunden. Die Beratung sei nach Aussagen
der Mitarbeiter "für den Film wertvoll" gewesen. Die >finale Entscheidung< über die Musik lag jedoch
nicht bei den Beratern, sie „erfolgte über die hierfür verantwortlichen und entsprechend im Abspann
genannten Personen“.
Nachdem er fernmündlich vom SWR um Auskunft in der Sache gebeten wurde, hat Jürgen Schebera
„nochmals“ bestätigt, dass „er selbstverständlich beraten habe“. Zudem habe sich Schebera bei der
Präsentation des Films in Dessau „sehr positiv über den Film geäußert“.
Meine Vermutung, es könnte bei der Nennung der beiden wissenschaftlichen Berater um eine „ge-
zielte Fehlinformation“ handeln, weist der Intendant des SWR „deutlich zurück“.
Jan Knopf, ABB am KIT, Karlsruhe, den 21. Januar 2022
Im EDITORIAL des Dreigroschenhefts 4/2021 merkt der Herausgeber Michael Friedrichs an: »Dazu
teilt Joachim Lucchesi mit, dass ihn der Beitrag Jan Knopfs nicht betrifft. Denn weder hatte er
Kenntnis von dem im Film eingefügten Quickstep >Hoppla-Hoppla<, noch war er bei der Film- und
Musikherstellung vor Ort gewesen. Nach Auskunft von Jürgen Schebera trifft Selbiges ebenso für ihn
zu.«
Diese Auskunft kann sich lediglich auf die Frage beziehen: »Waren sie überhaupt dabei?«
Nach Auskunft einer >anonymen Empfängerin< meiner Mail an sie – vermutliche Inhaberin einer
Anwaltskanzlei, die vermutlich Joachim Lucchesi vertritt – hätte ich als »vermutlich Einziger missver-
standen«, dass Schebera und Lucchesi verneint hätten, »wissenschaftliche Berater gewesen zu
sein«, sie »hatten nur keine Kenntnis davon, dass das [… NAZI-] Lied im Film auftaucht. Und eben
das hatten beide mit ihrem Dementi unmissverständlich ausgedrückt.« Also, wäre vermutlich zu
schließen: Sie wussten nicht, was sie tun, vor allem dann nicht, wenn ihre Arbeit vom jetzigen
Intendanten des SWR Kai Gniffke als »wertvoll« eingeschätzt wird und Jürgen Schebera, der »bei der
Präsentation des Films in der Weill-Stadt Dessau dabei* [war und], sich ebenso wie die übrigen
Zuschauer und Zuschauerinnen sehr positiv über den Film geäußert« hat.
*Dabei handelte es sich vermutlich um diese Veranstaltung: »Die Kurt-Weill-Gesellschaft präsentiert gemeinsam mit dem UCI Dessau
[United Cinemas International ist ein Kinounternehmen, das zur Odeon & UCI Cinemas Group gehört. Diese ist seit November 2016 im
Besitz der amerikanischen Kinokette AMC] und dank der großzügigen Unterstützung der Stadtsparkasse Dessau in einer einmaligen ex-
klusiven Vorstellung in Dessau den neuen Film von Joachim A. Lang >MACKIE MESSER – BRECHTS DREIGROSCHENFILM< am 20.
September 2018 um 19:30 Uhr im UCI Kino Dessau (Wolfgangstraße 14b, 06844 Dessau-Roßlau).«
Anzeige in den Medien Dessous 2018.
Fragen von Jan Knopf im Dreigroschenheft 3/2021 - nicht beantwortet:
Wir stehen selbst und sehn betroffen
Der Vorhang zu und alle Fragen offen.
Der
Antisemitismus-Beauftragte
Felix
Klein
fordert
neue
Ansätze,
um
die
Erinnerung
an
die
NS-
Verbrechen
wach
zu
halten.
»Sie
darf
nicht
in
Formeln
und
Ritualen
erstarren,
und
sie
sollte
nicht
nur
den
Kopf
ansprechen,
sondern
auch
das
Herz
und
die
Emotionen«,
sagte
Klein
der
dpa
in
Berlin.
Empathie
sei
entscheidend
in
»Zeiten
der
Verrohung
und
der
Shoa-
Relativierungen«. Und er sagte nicht: Wissen muss ignorant schweigen.
Fazit:
Wir sind mit unserem Versuch, auf überständigen
Nationalismus, Antisemitismus und Rassismus aufmerksam zu
machen und ihre weitere Verbreitung mit öffentlich-rechtlicher
Unterstützung zu verhindern, schmählich gescheitert.
Ein – durch die öffentlich-rechtlichen Medien finanzierter – >Kulturbeitrag< wird bis heute
unbeanstandet
von den Antisemitismus-Beauftragten (Bund/BW/Hessen),
vom Hessischen Kulturministerium,
vom Bundespräsidialamt,
vom Zentralrat der Juden in Deutschland,
von der Antonio-Amadeu-Stiftung – u.v.a. – und
von den Medien (allen voran die Süddeutsche Zeitung, die offen
Fakes über den Streifen verbreitet hat) und
von der >absoluten< Filmbewertungsstelle der Republik (FBW),
die das Machwerk mit dem Prädikat »Besonders wertvoll« ausgezeichnet hat,
im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verbreitet (zum 4. Mal, zuletzt auf arte am 5. Januar 2022;
verfügbar in der Mediathek vom 05/01/2022 bis 03/02/2022) und als Bildungsgut für
Erwachsene und Schulen (Vision Kino/PlanetSchule) zur Kulturvermittlung unserer Republik
gefördert.
Uns wurde von unterstellt: wir forderten ZENSUR oder verstünden nichts von KUNSTFREIHEIT.
»Kreons Sekretäre erledigen den Fall Antigone.«
»Der heutige Staat ist […] unüberschaubar, anonym, bürokratisch geworden, und dies nicht etwa nur
in Moskau oder Washington, sondern auch schon in Bern, und die heutigen Staatsaktionen sind nach-
trägliche Satyrspiele, die den im Verschwiegenen vollzogenen Tragödien folgen. Die echten
Repräsentanten fehlen und die tragischen Helden sind ohne Namen. Mit einem kleinen Schieber, mit
einem Kanzusten, mit einem Polizisten läßt sich die heutige Welt besser wiedergeben als mit einem
Bundesrat, als mit einem Bundeskanzler. Die Kunst dringt nur noch bis zu den Opfern vor, dringt sie
überhaupt zu Menschen, die Mächtigen erreicht sie nicht mehr. Kreons Sekretäre erledigen den Fall
Antigone.« (Friedrich Dürrenmatt: Theaterprobleme, 1955)
Wie zuletzt im – nach den Protokollen der >Wannsee-
Konferenz< im Fernsehen am 24. Januar 2022 gezeigten –
Dokudrama über die >Endlösung der Judenfrage< nochmals
millionenfach öffentlich zu hören war, gilt:
Mehr als 70 Prozent der >Juden< in Deutschland während
der Nazizeit (die vor 1933 begann) waren oder ‚empfanden‘
sich nicht als >Juden<. Die >Juden<, denen die Vernichtung
durch die Nazis galt und bei der der größte Teil des deut-
schen Volkes zumindest tatenlos zugeschaute, waren keine
Juden. Sie mussten mit ihrem Leben für eine reine
Wahnidee einstehen, genauer für eine VISION, die eine organisierte Verbrecherbande im Volk
und durch das Volk verbreitete. Sie verwendete die moderne Technik nach dem Motto, das an-
geblich seit der Antike gilt:
Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu
Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien. (Heraklit; griechi-
scher Philosoph, 550-460 vor Christus)
ZDF – heute journal vom 20.07.2021; es sprach Christian Sievers:
»Mit >Amazon< ins All. Der Gründer des Online-Shopping und Daten-
Cloud-Imperiums ist nicht zufrieden mit Mega-Yachten und Luxus-Villen,
Jeff Bezos hat Träume. […] Ab ins All. Die Raumfahrtabenteuer der
Superreichen – nur Ego-Trip oder wertvoller Pioniergeist?« [Reporter
Benjamin Daniel aus den USA]: »Es ist die Perspektive von hier oben, die
die Menschheit seit Jahrzehnten fasziniert. Diesen Blick einmal selbst ge-
nießen für wenige Minuten. Dafür sind Manche bereit, mit
Hunderttausenden zu zahlen. […] Es ist Zeit, dass wir niedrigere
Umlaufbahn dem Privatsektor überlassen, so können sich unsere Nasa-
Astronauten auf die nächsten Herausforderungen konzentrieren, die
nächsten Planeten, den nächsten Mond erforschen. ▐ Die Geschichte hat
oft gezeigt, wer nach den Sternen greifen will, muss groß denken……....«.
»Die großen politischen Verbrecher müssen
durchaus preisgegeben werden, und vorzüg-
lich der Lächerlichkeit. Denn sie sind vor allem
keine großen politischen Verbrecher, sondern
die Verüber großer politischer Verbrechen, was
etwas ganz anderes ist.«
(BB 1940; GBA 24,316)
»Eine Revolution hatte nicht stattgefunden; nicht einmal in den letzten Tagen
der Kämpfe hatte die Bevölkerung sich gegen ein Regime erhoben, das sie
in Elend und Verbrechen gestürzt hatte. Das deutsche Proletariat, uneinig,
geschwächt durch Arbeitslosigkeit, von einem militarisierten Kleinbürgertum
terrorisiert, […] kam […] über passive Resistenz nicht hinaus. / Es ist, zumal
im Chaos eines verlorenen Krieges, in einem hochzivilisierten Gemeinwesen
mit hochgradiger Arbeitsteilung unmöglich, auf einen Staatsapparat zu ver-
zichten, aber schwierig, einen völlig neuen aufzubauen. Unter neuen
Befehlshabern setzte sich also der Naziapparat wieder in Bewegung. Ein
solcher Apparat kann durch Kontrolle von oben nicht mit einem neuem Geist
erfüllt werden, er benötigte Kontrolle von unten. Unüberzeugt, aber feige,
feindlich, aber sich duckend, begannen verknöcherte Beamte wieder gegen
die Bevölkerung zu regieren.«
Bertolt Brecht: 1954 über das DDR-Regime und seine Beamtenschaft (GBA
24,409f.); vermutlich nicht anwendbar auf die BRD.
»Goebbels hatte sich mit seiner
Inszenierung selbst übertroffen,
über 100.000 Schaulustige waren in
die Stadt geströmt. Dazu kamen
Formationen der Reichswehr und
natürlich der Sturmabteilung, SA,
sowie der Schutzstaffel, SS, die in
einer Parade marschierten. Die
Radiosender übertrugen die
Veranstaltung live, die Zeitungen
druckten Sonderausgaben, so dass jeder Deutsche teilhaben konnte.
Goebbels selbst war allerdings klar, was er da inszenierte: Abfällig nannte
er den >Tag von Potsdam< die >Potsdamer Rührkomödie<.
Diese Komödie begann mit zwei
getrennt abgehaltenen
Gottesdiensten, einen für die
protestantischen Abgeordneten,
einen für die katholischen.
Anschließend gingen die
Parlamentarier durch die flag-
gengeschmückten Straßen zur
Garnisonskirche, wo der eigentli-
che Festakt zur
Reichstagseröffnung stattfinden
sollte. Hier versammelte sich dann alles, was Rang und Namen hatte: Die
Spitzen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und dem Militär. An dieser
Stelle kam es auch zur denkwürdigen Begegnung zwischen Hitler und
Hindenburg.«
Bischof Otto Dibelius (Evangelische Kirche im Rundfunk: 21/03/33):
»Ein neuer Anfang
staatlicher
Geschichte steht
immer irgendwie im
Zeichen der Gewalt.
Denn der Staat ist
Macht. Neue
Entscheidungen,
neue Orientierungen,
Wandlungen und
Umwälzungen be-
deuten immer den
Sieg des einen über
den anderen. Und
wenn es um Leben
und Sterben der
Nation geht, dann
muß die staatliche Macht kraftvoll und durchgreifend eingesetzt werden, es sei nach außen oder nach
innen. / Wir haben von Dr. Martin Luther https://www.dw.com/de/der-tag-von-potsdam/a-16672070
gelernt, daß die Kirche der rechtmäßigen staatlichen Gewalt nicht in den Arm fallen darf, wenn
sie tut, wozu sie berufen ist. Auch dann nicht, wenn sie hart und rücksichtslos schaltet. Wir kennen
die furchtbaren Worte, mit denen Luther im Bauernkrieg die Obrigkeit aufgerufen hat, schonungslos
vorzugehen, damit wieder Ordnung in Deutschland werde.«
Nebenzahl:
Stop! – Stop.
Einen Moment,
bitte. Herr Brecht,
Sie sind verrückt
geworden!
Wissen Sie, was
allein diese
Szene kostet
[Hochzeitsszene
im Schloss]! Sie
ruinieren mich!
»Die Darstellung des Seymour Nebenzahl [ist] eine stereotype
oder eine im Sinne der Dramaturgie stehende funktionalistische,
die aber keinesfalls auf seinen Glauben rekurriert. Eine antisemitische
Tendenz haben unsere Jurymitglieder daher nicht gesehen – ebenso
wenig ist eine solche Tendenz in der Filmkritik abgebildet.« (FBW
2021: »besonders wertvoll«)
Nebenzahl: Ich kenne den Vertrag, aber hier geht es um mein Geld!
Sie hätten ja Ihr Werk
nicht verkaufen müssen.
Ehre dem Dichter, der
seine Werke nicht verfil-
men lässt.
Das Gesetz zum Schutze
des deutschen Blutes
und der deutschen Ehre
wurde am 15. September
1935 erlassen. Es verbot
die Ehe sowie den
Verkehr zwischen
>Juden< und >Nicht-
Juden< bzw.
>Mischlingen<
•
Personen mit min-
destens drei jüdischen
Großeltern galten als
(Voll-)>Jude<.
•
Personen mit einem jüdischen Elternteil oder zwei jüdischen Großeltern galten als >Mischling
ersten Grades<.
•
Personen mit einem jüdischen Großeltern-Teil wurden als >Mischling zweiten Grades<
eingestuft.
»Die Nationalsozialisten halten nur einen Teil aller Deutschen für Deutsche. Diejenigen, welche über
die soziale Frage eine andere Ansicht als Herr Hitler haben, halten Sie ganz allgemein für undeutsch.
Und ich habe ebenso wie viele Millionen Deutscher über die soziale Frage eine andere Ansicht als
Herr Hitler. ▐║║Schon als Sozialist habe ich überhaupt keinen Sinn für das Rassenproblem selber«.
In Nürnberg machten sie ein Gesetz
Darüber weinte manches Weib
Das mit dem falschen Mann im Bett lag.
»Das Fleisch schlägt auf in den Vorstädten
Die Trommeln schlagen mit Macht
Gott im Himmel, wenn sie etwas vorhätten
Wäre es heute nacht.«
Marie Sanders, dein Geliebter
Hat zu schwarzes Haar.
Besser, du bist heute zu ihm nicht mehr
Wie du zu ihm gestern warst.
Mutter gib mir den Schlüssel
Es ist alles halb so schlimm
Der Mond sieht aus wie immer.
Eines Morgens, früh um neun Uhr
Fuhr sie durch die Stadt
Im Hemd, um den Hals ein Schild, das Haar geschoren.
Die Gasse johlte. Sie
Blickte kalt.
Das Fleisch schlägt auf in den Vorstädten
Der Streicher redet heute nacht.
Großer Gott, wenn sie ein Ohr hätten
Wüßten sie, was man mit ihnen macht.
(BB 1935; GBA 12,16f.)
DOKUMENTATION Nachtrag zum Nachtrag, Teil 02
DOKUMENTATION Kein Anlass zum Einschreiten?
Der traurige Umgang mit Brechts Dreigroschenfilm von 2018
BRECHTLEBTDOKU 07. März 2022