Wie Brecht  auf den Pfirsich kam.. Pfirsich – the peach; Adjektiv: peachy (= toll)

Englisch „Peach“ heißt „Pfirsich“. Diese saftige Frucht kam im 1. Jahrhundert nach Christus aus China über die Parther zu den Römern als „persischer Apfel“, lateinisch: »Prunus Persica«. Er strahlt sympathisch gelblich-zartrot-rosa-orange in sanft ausladenden Rundungen, hat eine weiche, sanfte Haut, ist durchzogen von einer anmutig geschwungenen Kerbe, zeigt oben einen grünlich-zierlichen Stängelansatz, liegt wohlig rund mit samtenem Flaum in der Hand und leuchtet lebensfroh – zum Anbeißen. Und weil dies so schön ist, gilt dieser Apfel auch als Symbol für Schönheit, Liebe, Jugend.


Das pralle Leben ist nicht durch Abbilder zu ersetzen. Deshalb darf das fruchtbare Schmuckstück, um ihm Bedeutung zu verliehen, nicht naturalistisch, nicht fotografisch wiedergegeben werden. Die Farben werden pink geoutet, die Formen herzförmig gestreckt, die Rundungen ein wenig fleischig erweitert, die Kerbe zierlich vertieft, damit diese dann leicht verschwommen ins Vage abtauchen und die Fantasie aufreizen kann.


Wer dann an alles Mögliche denkt: von spritzenden Säften über knackig-entzückende Hintern bis zum Eintauchen in die Wolllüste des Lebens, der ist in etwa auf der richtigen Spur. Genau deshalb führte Bertolt Brecht den Pfirsich in die deutsche Literatur ein, indem er seiner weiblichen Lieblingsfigur, der Polly, der Tochter des Bettlerkönigs Peachum, den Beinamen „der Pfirsich“ gab. Da im Englischen „to peach“ auch noch die Bedeutung hat: denunzieren, verraten, hinterhältig sein, kommen Vater und Tochter über das fremde (barbarische) Früchtchen aus fernen Landen und Zeiten prächtig überein: Beiden ist nicht zu trauen, jedem auf seine/ihre Art.


„Fremd“ hieß im Griechischen „barbarisch“. Davon abgeleitet ist der weibliche Vorname „Barbara“. Damit erklärt sich, warum Pollys Lieblingslied (was die Männerwahl anbetrifft) ausgerechnet der „Barbarasong“ ist und die frisch Angetraute ihrem Gangstergatten Mackie Messer als Hochzeitslied die „Seeräuberjenny“ unterjubelt. Dabei ist zu beachten, dass diese Jenny nicht mit der Hure gleichen Namens identisch ist. Das Lied wurde in den Verfilmungen der Oper ins Bordell verlegt und dort von der Hure Jenny gesungen. Dadurch entstand der Anschein: sie wäre die Seeräuberjenny.


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